komposition1

Wozu brauch ich eigentlich regeln und was soll der scheiß mit dem automaten.. ich weiß nicht, bisher war alles ganz einfach und hat auch funktioniert. Vielstimmig mit konsonantem grundton.. kein problem solange alle stimmen die gleichen gegenstände wählen.

nochmal zurück zur physik. ein gegenstand ist ein klang aus der Obertonreihe.. und entweder konsonant, harmonisch, melodisch oder.. wie ich mal jetz neuerdings behaupte subharmonisch. Verglichen mit diatonischen mustern entspräche der konsonante gegenstand 1. und 2. harmonische sowohl prime als auch der oktave. der harmonische gegenstand 3. und 4. wird repräsentiert in der diatonik in den meisten fällen durch quinte und quarte.. in allen anderen fällen ist das dann stellvertretend.. das gleiche gilt für melodische gegenstände 5. oder 6., die als terz und sexte auftreten und die subharmonischen 7. 9. 10. als einige der wichtigsten Beispiele auch für sekunde und septime.

da die obertonreihe quasi endlos ist, geht es natürlich noch weiter, aber dann gelten erweiterte regeln für guten geschmack, die im prinzip genauso überflüssig sind wie die vorschrift süße speisen nicht zu salzen, weil ja jedes kind weiß, dass weizenprodukte grundsätzlich gesalzen werden müssen, egal ob sie nun in süßen oder anderen speisen verwendung finden. diese regel zu missachten, die der ersten wiederspricht, welche ja vollkommen unsinnig ist, wäre tatsächlich in den meisten fällen ein fehler zu nennen.

bleibe ich erstmal auf sicherem boden, kann ich behaupten, dass beliebig viele stimmen mit konsonantem grundton, die gleichzeitig denselben gegenstand verwenden immer problemlos auftreten können.

nehme ich eine zweite stimme, deren grundton harmonisch zum ersten ist 3. oder 4. und verwende dieselben gegenstände zur gleichen zeit, würde mir auffallen, dass in der zweiten stimme einer der gegenstände für mich nichtmehr passend erscheint. beide stimmen gleichzeitig müssten auf diesen Gegenstand verzichten, weil dieser nicht teil der obertonreiche der ersten ist.

in der diatonik ließe sich das einfacher darstellen.

die zweite stimme hat den abstand einer quinte zur ersten. das bedeutet die prime der zweiten stimme wäre übereinstimmend bzw. harmonisch mit der quinte der ersten.
spiele ich die sekunde beider stimmen erklingen die sekunde der ersten und die sexte der ersten. der abstand beider stimmen bleibt eine quinte, so gesehen würden alle sieben möglichkeiten der ersten stimme für sich betrachtet harmonisch klingen, könnten aber nicht in beliebiger reihenfolge gespielt werden.. um diese beliebigkeit beizubehalten, muss ich auf den einen gegenstand verzichten dessen einer ton der zweiten stimme nicht bestandteil der tonauswahl meiner ersten stimme ist.

ich finde ich hab das jetzt so bescheuert beschrieben, dass ich es selbst nicht verstehen würde, wüsste ich nicht wovon ich rede, und ich bin mir nichtmal sicher ob das wirklich zutrifft.

ich versuche es an einem Beispiel in der diatonik. ist die erste stimme mixolydisch, so habe ich folgende töne in den entsprechenden gegenständen.

prime – grundton
sekunde – mayor
terz – mayor
quarte – minor
quinte – mayor
sexte – mayor
septime – minor
oktave – grundton

im abstand einer quinte verläuft dieselbe tonart nun dorisch. hier der vergleich..

prime – grundton —
sekunde – mayor —
terz – mayor —
quarte – minor —
quinte – mayor — prime – grundton
sexte – mayor — sekunde – mayor
septime – minor — terz – minor
oktave – grundton — quarte – minor
sekunde – mayor — quinte – mayor
terz – mayor — sexte – mayor
quarte – minor — septime – minor
quinte – mayor — oktave – grundton

die intervalle vom grundton unterscheiden sich nur in der terz, wenn ich also nun beide stimmen auf denselben sockel stelle (komponere), kann ich im zusammenspiel die terz der zweiten stimme nichtmehr verwenden:

prime – grundton — grundton
sekunde – mayor — mayor
terz – mayor — minor !!!
quarte – minor — minor
quinte – mayor — mayor
sexte – mayor — mayor
septime – minor — minor
oktave – grundton — grundton

Wenn also die erste stimme den gegenstand terz spielt, muss die zweite stimme schweigen oder einen gegenstand wählen, der harmonisch oder melodisch zu dieser terz ist. andere intervalle würden in der diatonik ebenfalls dissonant klingen. der gegenstand beinhalte also ein mayor und sollte wenigstens den abstand einer terz haben, mehr also als einen ganzton. hier kommt zur terz der ersten stimme die quinte der zweiten in frage.

[der umstand, dass mixolydisch auch in der kleinen quarte ein mayorintervall in sich trägt und dorisch hier minor-minor ist, sorgt schon vielleicht für reibungen, die rein theoretisch nicht gelöst werden können. meine schwachen fähigkeiten machen eine aussage dazu hier nicht möglich.]

Das ist soweit nicht besonders schwierig. was passiert aber jetzt, wenn ich eine dritte stimme dazu nehme, diese stimme müsste sowohl zur ersten als auch zur zweiten passen also zu beiden grundtönen jeweils den abstand von mindestens einer terz haben. Zwischen prime und quinte liegt eine große und eine kleine terz, es wäre also keine schlechte wahl als grundton für die dritte stimme von der ersten stimme die terz zu wählen, das ist dann lokrisch und sieht komponiert so aus..

I – grundton — grundton — grundton
II – mayor — mayor — minor
III – mayor — minor — minor
IV – minor — minor — minor
V – mayor — mayor — minor
VI – mayor — mayor — minor
VII – minor — minor — minor
VIII – grundton — grundton — grundton

Leider fällt auf, dass der dritten stimme nur wenige gegenstände zur verfügung stehen, die prime, die quarte und die septime. für ein zusammenspiel muss diese auf alle anderen gegenstände verzichten.

würde die erste stimme auf die terz verzichten, könnten zweite und dritte stimme diesen gegenstand in minor nutzen, damit würde die zweite stimme dorisch spielen und wäre die erste stimme, die anderen stimmen hätten dann einmal sechs gegenstände und einmal vier.

soviel zur theorie, ob sich das nach was anhört, kann ich nicht sagen, weil geschmack nunmal nicht rechnerisch zu bewerten ist.

um es mal auf den punkt zu bringen, mit diesem automatismus entsteht ein hervorragendes anwendungsgebiet der gleichstufigen chromatik, eine intonation, die mir bisher verhasst war, weil sie der musik meinem empfinden nach den zauber genommen hat. bisher benutzte ich für begleitstimmen die worte tonika, dominante, subdominante und melodika.. die sich aus demselben tonvorrat bedienen wie die gewählte tonart, sie bilden die dreiklänge, die eine fließende melodie einfach begleiten ohne großartig für probleme zu sorgen. dass dieses sehr einfache prinzip auf dauer auch mal langweilig wird, kann ich mir vielleicht vorstellen, aber mit dem automaten hab ich bis jetzt noch keine wesentlichen fortschritte gemacht, ich bin nur zu der erkenntnis gelangt, dass eine beliebige tonauswahl auch ein beliebiges tonales system erfordert.

ein automatismus zur komposition ist vll. doch kompletter schwachsinn.

Eines lässt sich allerdings sagen, und das ist durch meine praxis hinreichend belegt, jede melodie in einer der sieben klassischen grundtonarten kann in einer anderen Tonart nach demselben muster gespielt werden und klingt wie ein völlig anderes lied.

zum beispiel spiele ich prime, terz, sekunde, quarte, sexte, oktave in dorisch, kann ich die gleiche folge auch ionisch oder aeolisch spielen, was sich zum teil völlig verschieden anhört, trotzdem ist es die gleiche melodie. ich kann also ein und dasselbe lied sieben mal auf unterschiedliche weise vortragen.

die begleitung dazu wäre entsprechend den regeln einfacher dreiklänge ebenso konsonant wie intuitiv.