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dass ich zu zeiten nach der uni mit der kulturhauptstadt ruhr metropole um 2010 bis 2014 fast ausschließlich mit jugendlichen punks und jungen erwachsenen zu tun hatte, war überall – und auch im pott relativ unspektakulär, die szene war jung und von wenigen altpunks durchwachsen, einzelne ältere  veranstalteten regelmäßig harte partys andere reisten umher für events, manche waren einfach nur dabei und niemand hätte das irgendwie besonders gewertet. wir waren alle emanzipiert. wer sich an meiner dauerhaften beziehung störte, die schon sehr turbulent war, musste aber zugeben, dass er meine frau ins bett kriegen wollte, und sowas mit sicherheit auch schon versucht hat.

die sexistischen probleme fingen prompt in einer kleinstadt nahe stuttgart an, wo ich – zu der zeit noch obdachlos weil aus bochum erstmal vor meinem liebeskummer geflohen – für eine dauerhafte unterkunft im bekannten wohnprojekt mit diversen alleinstehenden frauen schlafen, nein ficken sollte und schon in der ersten nacht aktiv werden musste. das war nicht uneingeschränkt ein herzliches willkommen, ich sollte als schnitzel für frischen wind sorgen und dann schnell entsorgt werden, was ich selbstverständlich abgelehnt habe, und zum schutz erstmal eine beziehung einging. das hat natürlich nur ein paar wochen gehalten, und ich hab weitere sexuelle kontakte strikt abgelehnt. dann schien das auch erstmal ok, und ich durfte vorläufig bleiben bzw. wurde nicht direkt vor die tür gesetzt. ich wollte ja auch nicht den moralspießer spielen und war für freundschaften offen, wurde aber eigentlich unterschwellig abgelehnt. es wurde bekannt, dass ich eine bewährung wegen widerstand gegen die polizei in nrw laufen hatte und so begannen nötigungen radikal zu handeln. ich hab diesen unsinn ebenfalls abgelehnt und wurde langsam ein bisschen sauer, wurde mir unsicher ob diese leute wirklich so links waren, wie sie sich gaben. es wurde schon etwas gespannter, ich suchte schon hilfe bei psychologischen anlaufstellen und wurde infolge dessen für einen zivibullen gehalten. dummerweise waren dann auch noch die ladys, die ich inzwischen tatsächlich attraktiv fand, die mir auch zum teil heftig zugesprochen hatten, oder mit denen ich tatsächlich mal kurz, oft sehr kurz was hatte, von den älteren und maßgebenden männern selbst beansprucht worden, waren vll. sogar in beziehungen, oder in ungeklärten verhältnissen, noch in trennung, was ich zum teil nicht wusste, manchmal war die natur einfach stärker, zum teil hab ich solche konflikte erst zu spät erfahren. so gab es natürlich unmut, irgendwann offene bemühungen mich loszuwerden, und ein kurzer aufenthalt in der klapse.

als ich schließlich nicht wegging sondern nur das bekannte wohnprojekt verlassen hatte, um mit einer weiteren frau, die sich gerade erst von ihrem langjährigen mann getrennt hatte und in kontakt mit noch verfügbaren gemeinsamen freunden, als wg zusammen zu leben – in ihrer wohnung, die sich unmittelbar im sozialen zentrum dieser kleinstadt befand, gab es ein riesen geschrei um mein skandalöses verhalten, und man begann intensiv nachzuforschen, ich war für sie eine richtige zecke geworden, ob es nicht etwas gegen mich vorzubringen gäbe. so wurde in stuttgart diskutiert, dass ich zuletzt in bochum unter jugendlichen aktiv war, eine recht junge frau hatte, und dass diejenige, die mich in diesem wohnprojekt angeschleppt hatte, eben auch eine um die zwanzig gwesen war. fazit in stuttgart, ich hätte wohl den zu beginn allgemeinen verlangten sex abgelehnt und mich nur an die wirklich interressanten frauen rangemacht, weil die übrigen – studentinnen – zu alt für mich waren. ich wäre also kein zivibulle sondern ein kinderschändar, der sich an zwanzig bis dreißigjährigen kindern vergreifen wollte. immer wieder sind diese menschen als zwanghaft und sexistisch aufgefallen, durch die kunsthochschule  gab es offenbar weibliche bevölkerung im überschuss, dass ich einmal erleben würde, wie sich manche frauen fühlen mussten, gut, ich durfte ja auch schon alleinerziehende mama spielen, hätte ich mir nicht vorstellen können. die aktuelle bekanntschaft war etwa so alt wie ich, das ist nur ihrem ex mann aufgefallen, und der hat mich natürlich verachtet.

die wg hielt gut drei jahre, es schien sich eine freundschaft zu entwickeln, der ex war immernoch extrem eifersüchtig, allerdings ohne für mich erkennbaren grund, wir waren nie wirklich zusammen – drei jahre in denen ich von stimmführenden leuten dieses bekannten wohnprojektes aufs heftigste gemobbt wurde, was bis in bürgerliche kreise bekannt wurde und aufs heftigste kritisiert wurde, so hab ich tatsächlich unterstützung und solidarität vom bürgertum erfahren, denn alle, die mit mir kontakt hatten, wurden ebenfalls ausgegrenzt und aus diesem wohnprojekt heraus beschimpft, sodass nur bürgerliche menschen mutig genug waren, dem ihre eigenen werte entgegenzusetzen.

ich durfte selbstverständlich in einem jugendprojekt arbeiten, helfen skateboards und longboards selbst zu bauen und am bau von musikinstrumenten selbstständig forschen – ressourcen nutzen, orgebnisse präsentieren. einige meiner arbeiten wurden mit einer anzahl anderer projekte gemeinsam öffentlich ausgestellt. ich engagierte mich bei der tafel und war in der flüchtlingshilfe aktiv, indem ich regelmäßig im kontainerdorf für asylbewerber sehr viel zeit verbrachte.

leider stellte sich heraus, dass nach drei jahren und im laufe einer nach monaten inzwischen stabilen beziehung zu einer charakterstarken außenseiterin in diesem rahmen, auch in meiner wg bestimmte dauererwartungen gereift waren, die ich allein schon aufgrund meiner beziehung nicht oder nichtmehr so plump erfüllen wollte. ich wurde wieder vor das schwäbische ultimatum gestellt, sex oder rauswurf, und ich entschied mich die wg und auch endlich diesen ort zu verlassen. ich hätte es natürlich gerne getan, bei einer passenden gelegenheit und es war auch hin und wieder kein thema, nur war es nie fester bestandteil unserer freundschaft und durfte sicher nicht zur bedingung für ein mietverhältnis werden, was jede persönliche beziehung komplett hinterfragte. ich schätze der soziale druck auf sie ist bei meinem trotz allem gegebenen erfolg irgendwann zu groß geworden, und die frage stellte sich auch für sie, wollte ich in dieser kleinstadt ewig leben, würde ich sie irgendwann zurücklassen, die kolleginnen und kollegen bei der tafel waren sich einig, ich müsse um mein künstlerisches potential zu entfalten in eine großstadt wie münchen oder berlin ziehen, und dürfe nicht in solchen geistlosen verhältnissen bleiben, wie in der nähe dieses wohnprojektes, das sich inzwischen auch bürgerlich engagierte, um mir etwas entgegen zusetzen – mit durchaus respektablen ergebnissen in der jugend und der flüchtlingsarbeit.

meine derzeitige frau ist mir nach leipzig gefolgt, und wir haben da noch über ein jahr zusammengelebt, es hätte eigentlich nicht enden sollen, aber sachsen war auch eben sachsen, unsere wohnung wurde wegsaniert, und meine frau galt für eine schwäbische kurdin als ausländer, bekam damit keine beruflichen chancen im bildungssektor und musste sich auch fragen, ob dieses leben fern der engen familie mit einem punk für sie als doch recht anständige frau das richtige sei. sie hat sich irgendwann für ihre familie, ihre gewohnte umgebung und echte berufliche perspektiven entschieden. ich hab in leipzig immer mal noch andere menschen dieser schwäbischen kleinstadt wiedergetroffen, die aus verschiedenen gründen auch nicht ewig dort leben wollten, sie haben alle immer irgendwelche schwierigkeiten gehabt. eigentlich habe ich nicht verstanden warum, aber leipzig war zu der zeit total angesagt, und jeder schien zugewandert. die stadtverwaltung wollte menschen gern wieder loswerden für eine finanzstarke gentrifizierung und war damit auch zeitweise recht erfolgreich. tatsächlich kannte ich inerhalb von vier jahren drei personen von 50 näher, die tatsächlich in leipzig geboren waren. eine auffallende zuwanterungsrate, die stadt war schon kurz nach der wende fast völlig verlassen und noch 2018 standen ganze straßenzüge leer.

fand man zugang zu diesen wohnungen, lag teilweise eine verfallene tageszeitung aus den achziger oder neunziger jahren noch auf dem wohnzimmertisch, alles wurde stehen und liegen gelassen, wie es zu der zeit war, kaum etwas mitgenommen, wie in einem dornröschenschlaf fanden sich zeugnisse des gewöhnlichen alltags. wahnsinnig interessant.

die linken faschisten, die eben auch auf wagenplätzen oder in hausprojekten anzutreffen waren, haben natürlich über jeden zuwanderer in ihrem umgeld mit stasimethoden intesiv recherchiert und herausgefunden, dass ich in einer kleinstadt nahe stuttgart über drei jahre probleme mit dem dort sich ebenfalls als links einordnenden wohnprojekt hatte. widersprüchlich blieb, dass einige mich tatsächlich heimlich zu bewundern schienen, alle gefragten unter dem internen druck sich nur negativ äußern konnten, und damit war den leipzigern erstmal klar, ich wäre ein bekannter geächteter, ohne die wahren gründe zu erfahren warum. es wurde auch nur recherchiert, ich selbst wurde nicht einmal gefragt oder auch nur offen über diese recherchen unterrichtet. ich hab das durch zufall erfahren, als ich zu einer dieser stasimitarbeiter – die ich für einen punk hielt, und von der ich lange zeit sehr fasziniert war, romantische beziehungen pflegen wollte, was auch schon sehr sonderbar verlaufen ist. sie wusste irgendwie mehr als sie zugeben wollte und hat irgendwann zumindest zugestanden, dass man in ihrem umfeld intensiv über jeden recherchiert, der irgendwie interessant ist oder auffällt. die romantischen begegnungen sind aber schlicht daran gescheitert, dass nach vielen bemühungen von meiner seite klar wurde, dass sie geneigt war auto zu fahren und kreditkarten zu benutzen, worauf ich für sie spontan jedes interesse verloren hab. ich hätte mich auch besser informieren sollen, war mein postalisch ironischer plan.

die leute in leipzig so weltoffen und gewandt, konnten natürlich nicht glauben, dass über jemanden, der im prinzip weitgehend sex verweigerte, und sogar langfristig nur romantische begegnungen zu charakterstarken persönlichkeiten suchte, so abfällig geredet wurde wie über einen vergewaltiger.

die recherchen gingen weiter, allerdings offenbar so unsauber, dass sich ihnen ein theoretisches bild zeigte, das im widerspruch zu meiner bekannten erscheinung stand, und das löste natürlich eine gewisse skepsis aus, und ich wurde zunächst aufgrund dieser unklarheit als zivilpolizist eingestuft und entsprechend gewertet. wieder ein zivibulle, es schien eine gewisse paranoia nicht von der hand zu weisen.

ein mensch der als punk gekleidet plötzlich irgendwo auftaucht, sofort feste strukturen hat, aber nicht in der szene aktiv ist, irgendwann wieder verschwindet und von der mehrheit abgelehnt wird, dafür im bürgerlichen umfeld resonanz findet und eine bürgerliche zur frau hat, kann nur ein zivibulle sein. so das erste fazit über mich in leipzig aus der naja alternativ linken szene heraus.

ganz sicher war man allerdings nicht. wie weit die recherchen gingen, und ob man auch über meine kurze phase bei der deutschen burschenschaft etwas fand, was bei den politischen in bochum als der größte über mich bekannte skandal ganz sicher nicht zurückgehalten wurde, kann ich nicht sagen, ich weiß nur, dass sie zumindest so schlecht recherchiert haben, dass sie diesen blog nicht kannten, und mit sicherheit nicht gelesen haben, was ich über sie schreibe. was kann man schon gutes über mich erfahren, über menschen, die bekannt sind, wird eben auch viel geredet, wenn sie eigensinn haben, oft nichts gutes.

die sachsen und die leipziger haben sich über mich kein weiteres bild gemacht, aber nachdem ich über mehrere tische gestolpert, in ein geschlossenes fenster gesprungen und immer sehr auch durch extremes tanzen aufgefallen bin, regelmäßig leute als pseudos beleidigt hab, haben sich die richtig coolen punker natürlich auch eher ein bisschen von mir ferngehalten, ansonsten wurde sogar mein auffällig schlechtes benehmen relativ gleichmütig akzeptiert. die scheibe hab ich immerhin bezahlt. ich finde immernoch, dass viele richtige pseudos sind, suchte gern die rolle des außenseiters, mit dem man immer mal gut einen trinken konnte, ich hab mich sehr schwer integriert, laufende bekanntschaften ohne erkennbaren grund plötzlich durch beleidigungen gecancelt, auch gemeinsame musikprojekte abgelehnt, und überhaupt sämtliche projekte, weil ich nichts nachkaspern wollte sondern meine musik im sinn hatte, auch wenn das nicht allen gefällt. es war mir zuwider allen zu gefallen, ich hätte mich über ein paar brauchbare freunde gefreut. oberflächliche begegnungen waren immer da, die gruppen in sich schon verschworen, drogen haben eine rolle gespielt, wer auf pep war, war mir am nächsten tag fremd. das waren die meisten. wer komisch zu hunden war oder andere unfreie haustiere hatte, brauchte es eigentlich auch fast garnicht zu versuchen, und das war schon beinah der rest. mit dem lkw nach portugal? ok.. cooler typ.. wirklich.. zu cool ist nicht cool genug für mich, und so blieb eigentlich nur ich selbst und vorrübergehende zweckbekanntschaften.

irgendwann tauchten in connewitz zwei, drei offenbar linksalternative, in jedem fall politisch aktiv gekleidete leute auf, die behauptet haben mich aus bochum zu kennen, was absolut unmöglich war, weil sie dafür inzwischen weit über zwanzig hätten sein müssen, was sie offensichtlich nicht waren. ich hatte schon längst leute aus dem pott getroffen, nicht unbedingt in bestem einvernehmen wegen gewisser konkurrenz um meine damalige frau aber in freundschaft, die milchbärte waren mir völlig egal, sie haben mich ein oder zweimal angelabert, warum ich schonwieder eine so junge freundin hätte. ich hatte zu der zeit zwei lose freundinnen und beide waren mitte zwanzig. das mag nicht jedem gefallen haben, eigentlich geht das so auch keinen was an! aber eins ist klar, beide und auch alle, für die ich zwischendurch sonst noch wirklich was übrig hatte und nicht nur rumgelabert hab, die ich vielleicht polternd über tische und stühle geknutscht hab oder über den fußboden, anstatt anständig am tisch sitzend mit ihnen ein bier zu schlürfen, wurden sonst auch von männern umworben oder frauen, die ganz sicher keine bedenken hatten, sich ihnen zu nähern, es waren im osten auch zum teil die schärfsten geschosse, die es in ganz leipzig überhaupt gab – kaum eine war ein punk, aber alle waren mit sicherheit erwachsen, sodass niemand ihnen hätte vorschreiben können, was sie tun, und was sie lassen.