pythagoras

ich muss meine begriffe neu ordnen, mit einer echten beachtung der chromatik als eigentliches tongeschlecht, ergeben sich insgesamt völlig neue perspektiven.

bisher hab ich die chromatik nur als eine folgeerscheinung der diatonik diskriminiert, die sich ja selbst auch aus der harmonik ableiten lässt, genauso wie ich es hier erarbeitet habe.

die neuen gedankenmuster basieren auf ganz einfachen erkenntnissen und konstruieren sich aus den verschiedenen wesensarten physikalischer musikinstrumente, wie ich es ja eigentlich schon in der harmonik hätte sehen sollen aber noch nicht mit solcher konsequenz beachtet hab.

so sind die naturtöne in erster Linie auf blasinstrumente zurückzuführen, das horn, die naive flöte wie eine fanfare. dass sich diese erkenntnisse mit allen anderen möglichkeiten musik zu machen vergleichen lassen, liegt in der natur der musikalität auch einer gespannten saite oder perkussion. jedem klang liegen physikalische gesetzmäßigkeiten zugrunde, die unterschiedlich kompliziert aufgestellt und angewendet werden können bis hin zur mathematischen unlösbarkeit komplexer akkustischer fragen, die sich aber sehr leicht durch praktische versuche beantworten lassen.

so entstehen die naturtöne auf einer schwingenden luftsäule bei einfachen blasinstrumenten von ganz allein und selbst ein mensch, der keine physik kennt, sieht leicht, dass dem ein reproduzierbares muster zugrunde liegt, das weil es nicht bewusst erschaffen wurde, natürlich heißen muss.

in betrachtungen der schwingenden saite, lassen sich ähnliche natürliche muster erkennen, dazu gehört allerdings eine minimale grundkenntnis der physik einer schwingenden saite und zuletzt bedarf es sogar einer einfachen matkematik, letztendlich der rationalen zahlen, um diese phänomene eindeutig reproduzierbar zu machen. diese überlegungen führen auch in die Diatonik, doch besteht ein unterschied zwischen den eigenschaften der schwingenden luftsäule und der schwingenden saite. diese eigenschaften sind zum teil so bedeutend, dass sie sich im natürlichen tonumfang charakteristisch unterscheiden und damit ein harmonisches zusammenspiel nur bedingt möglich ist.

was der saite im besonderen und zu einem guten teil der luftsäule zugute kommt ist, dass sie sich für einfache erkenntnisse soweit abstrahieren lassen und damit umfassenderes musikalisches verständnis möglich ist.

klingende körper sind aber dagegen so komplex, besonders schwingende luft in geschlossenen oder halboffenen räumen, um vergleiche mit der harmonik und der diatonik aufrecht zu halten, dass ich bisher nur sehr wenige allgemeingültige und reproduzierbare – einfache prinzipien erkannt oder in öffentlichen quellen gefunden habe.

dabei lassen körper sich nicht nur maßgeblich auf ihre dimensionalität beschränken und zu abstrakten ideen machen, sie sind als klingende körper immer selbst etwas wesenhaftes das die abstrakte idee manchmal recht vorstellungsnah abbildet aber in den meisten fällen weit darüber hinaus einfluss auf sein klangverhalten nimmt.

die chromatik ist das tongeschlecht der schwingenden körper oder der in hohlen körpern eingeschlossenen räume und beschäftigt sich grundlegend mit perkussion.

der klang eines körpers folgt hier gleichermaßen einer erschütterung, unerheblich, was diese schwingungen anregt, werden sie deutlich komplexere muster bilden als eine harmonisch schwingende saite als eindimensionale stehende welle in form eines sinus.

werfe ich einen stein ins wasser, bilden sich an seiner oberfläche gleichmäßige kreise, die sich sehr schnell ausbreiten, möglicherweise an einem rand reflektiert werden und sich gegenseitig überlagern.

werfe ich den stein auf eine massive metallplatte, breiten sich die schwingungen zwar ähnlich aus, ich nehme sie aber nicht nur an der oberfläche sondern tief im material war, und so ergeben sich nicht kreise sondern blasen, die sich ausbreiten, am rand teilweise reflektiert, teilweise abgestrahlt und teilweise gedämpft werden, es entsteht also ein viel komplexeres muster.

die chromatik ist ab jetzt hier nichtmehr nur die kleine schwester von scheiße, die faule kompromisse mit der diatonik eingeht, um differenzierbare töne glatt zu bügeln und zu vereinheitlichen, was mich bisher wenig begeistern konnte, sie ist das Tongeschlecht der erschütterten körper und der perkussion, dessen erkenntnisse sich durch die geschlechter der philosophisch schwingenden saite und das der einfachen naturtöne, diatonik und harmonik in ein verhältnis setzen lassen.

ich spreche hier nichtmehr von tönen sondern habe klänge, ich unterscheide im klangraum nichtmehr nur nach der tonhöhe einer frequenz sondern auch immer mehr nach der klangfarbe.

Vergleiche mit farben und formen auch mit vibration, geschmack und wärmeempfinden hab ich schon in der Synaestesie angenommen, mit der eröffnung der Chromatik als echtes und unmissverständlich eigenständiges tongeschlecht wird klangfarbe als etwas relevant, was die gesamten Sinneseindrücke eines klanges als etwas ganzes wahrnehmbar macht.

so werden erfahrungen in der chromatik für die diatonik zum beispiel vor allem dadurch relevant, dass das holz eines resonanzkörpers besondere klangeigenschaften hat und nichtmehr nur dadurch, dass die bünde einer gitarre industriell genormte, gleichmäßige abstände haben.