winter in leipzig

..und wieder einmal frag ich mich, was das eigentlich alles noch mit rock zu tun hat. ich fidel auf meiner bratsche wie ein seniler opa und gammel in meinem gästezimmer, als ob es die welt da draußen nicht gäbe. 

die welt da draußen, eine größenwahnsinnige stadt badet ihre ekelhafte, abstoßende und menschenverachtende mentalität in selbstgefälligkeit. man rühmt sich hier großer zuwanderung und betreibt gleichzeitig hetze gegen zuwanderer, man rühmt die „szene“ und meint damit das, was wir wohl die alternative und die hippi und die punkkultur nennen und gleichzeitig macht man alles kaputt was den keim echter kultur in sich tagen könnte. 

eine stadt, vor wenigen jahren verlassen von ihren bewohnern beheimatet gerade im moment so wenige sachsen, dass man hier alle deutschen dialekte hört, vor allem schwäbisch und bayerisch, nur nicht den der leipziger. und man ist froh darüber, denn man hält die sachsen für hinterweltler und nazis und schämt sich bundesweit für die offenkundigen wahlergebnisse. diejenigen, die tatsächlich etwas wie sächsisch sprechen kommen von sonstwoher nur nicht aus leipzig.

ein land wie sachsen braucht zuwanderung, um überhaupt erstmal wieder in einen zustand der normalität zurück zukommen, und nicht nur aus erfürt, ja nichtmal nur aus europa. solange bis sie begreifen, dass menschen menschen sind überall auf der welt.
wessen rühmt man sich eigentlich hier? einer rücksichtslosen gentrifizierung? eines ausgeprägten fremdenhasses? einer universität, die wohl mal lessing unterrichtet hat und in dessen umfeld goethe seine ersten erfahrungen mit übermäßigem alkoholkonsum gemacht haben könnte und mit leichten mädchen?

einer uni mit der die meisten kaum einen echten kontakt haben obwohl ihr hauptgebäude mitten auf dem augustusplatz liegt!

nun die uni scheint tatsächlich garnicht so schlecht zu sein, nur weiß man nicht genau, was hier für besonders andere leute studieren oder unterrichten als an gewöhnlichen anderen unis, und mit welchem ziel. eine uni ist halt eine uni. was noch?

studierende :) sie sind vorüberziehende vögel um einen elfenbainturm gepaart mit unbändigem psychischem druck, drogenmissbrauch und prostitution, und wenn sie einst gehen, weil sie magister sind oder doktoren hinterlassen sie nichts als die spuren ihrer beschränktheit und geltungssucht. wenn sie bleiben, weil sie gescheitert sind, bringen sie den nötigen zuwachs an intelligenten menschen.
was gibt es gutes zu berichten?

nun, ich weiß es nicht. die überreste dessen, was diese stadt aktuell groß gemacht hat, werden nach und nach weggebaggert und es werden schicke häuser drauf gesetzt mit wohnungen drin, die sich hier kein normaler mensch leisten kann. es werden beschissen langweilige straßencafees eröffnet, kinos, theater, der überall zum kotzen und bis zum überfluss vorhandene einheitsbrei. da gehst du in eine beliebige stadt und siehe da, es gibt ein opernhaus, eine tapasbar und ein theater.. bravo! ich liebe das theater. wirklich! ich habe kaptain shakespeare in meiner phantasiewelt berufen. aber ein paar standardeinrichtungen machen keine besondere kultur aus! das ist als käme man auf die idee zu sagen, unsere city hat ein kaarstadt, deswegen kann man hier viel besser einkaufen als in hamburg, köln, essen, mainz, stuttgart, münchen, dresden oder berlin!

hält leipzig den vergleich mit hamburg stand? wohl kaum! wozu auch?

es ist garnicht nötig sich mit paris, london, berlin oder prag zu vergleichen, leipzig hatte seinen eigenen charme und war wirklich eine großartige stadt, bevor geldgierige immobilienspekulanten angefangen haben zu baggern und die tragenden pfeiler der kunst – kultur und bildungslandschaft zu untergraben.

nötig war es allemal, die einstürzenden häuser wieder aufzubauen, die straßen zu reparieren, den menschen wieder etwas vernünftigen lebensraum zu bieten.

was haben sie denn gedacht? dass ein paar spinner mit geld und privilegien, die ein atelier mieten um koks zu ziehn und ein paar nutten einzuladen einen echten beitrag leisten zur kulturgeschichte europas?

die stadt leipzig befindet sich bereits in der phase des untergangs und der dekadenz, bevor sie überhaupt einen vergleichbaren status mit anderen städten erreicht hat. im vergleich mit sich selbst wie ein halb aufgeblasener luftballon. noch immer sind 1/3 der gebäude hier einsturzgefärdet, noch immer sind straßen und wege unbefahrbar, noch immer gibt es hier weniger kulturelle einflüsse als in der engstirnigsten provinzstadt, und doch glaubt man ganz unverhohlen, dass eine rückentwicklung  von der vollständigen verwahrlosung auf halbem weg zum normalen mittelklasse standard schon etwas überaus bemerkenswertes sei.
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!!tausend gründe zu rocken!!

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es ist egal ob sie es verdient hat, ich werde dieser stadt eine chance geben.