relation

um das nochmal deutlich zu sagen, ich bin nicht in höherem maße gegen die kirche, als es zu unserer zeit angemessen wäre, und ich gehe auch davon aus, dass es die zigeuner, die ich darstelle so in wirklichkeit nicht gibt.

viele menschen haben ja immernoch ein problem mit dem begriff der fiktionalität, und wenn ich sage, ich habe mir die frequenzen und tonleitern ausgedacht, dann meine ich damit, dass jede übereinstimmung mit bereits real existierenden tonleitern und frequenzen rein zufällig ist, auch dann, wenn die diatonik in meiner poetik tatsächlich existiert und die naturtöne das erbe der menschheit seit den ersten knochenflöten sind.
ein beispiel, um diese trivia zu verdeutlichen:

ein mensch behauptete einmal, nietzsche sagte gott sei tot.
dass dieser mensch unrecht hat erklärt sich folgendermaßen:
nietzsche hat ein poem geschrieben, in welchem er eine figur auftreten lässt, die kontakt zu verschiedensten personen pflegt und eines tages dem teufel begegnet. in diesem rein fiktionalen rahmen, denn man könnte ja annehmen, dass der teufel eine fiktionale figur ist und einem mythos entspringt nahe der kirche, sagt der teufel zu zarathustra, der literarischen figur und gleichzeitig dem protagonisten in nietzsches poem, dass gott tot sei!

und nichteinmal das entspricht im rahmen dieser kleinen geschichte der wahrheit, denn es geht um das mitleiden. mitleid, ein thema wie nächstenliebe oder glaube in dieser, man kann es so sagen literarischen kirchenkritik.

der teufel behauptet, gott sei am mitleid für den menschen gestorben – in vollem bewusstsein, dass diese aussage pure ironie ist, denn entweder hat gott nie gelebt, und damit würde es auch den teufel nicht geben, oder er würde mit der ganzen welt einfach verschwinden.
die ironie des teufels bezieht sich auf die passion christi, welche im modernen christentum immernoch so ausgelegt wird, als sei der wohl auch in diesem maße fiktionale mensch christus für den menschen gestorben und sei in personifizierung ein und dasselbe wie gott.
also was hat nietzsche jetzt eigentlich gesagt?
nietzsche hat gesagt, dass er eine phantasiegeschichte erzählt in der eine figur zarathustra, die es tatsächlich real gegeben haben soll, so ausgelegt wird, dass sie einer offensichtlichen phantasiegestalt, dem teufel, tatächlich begegnet und mit ihm darüber spricht, was wohl ein mythos um einen teilfiktionalen menschen namens jesus mit gott und seinem bezug zu den menschen zu tun hat.
ist gott jetzt tot?
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ich sage jedem, den diese begegnung mit dem teufel nicht zum lachen anregt, er habe den ernst dieser geschichte nicht verstanden.

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literatur: nietzsche, friedrich, also sprach zarathustra.