flämen

das (fiktional historische) literarische motiv geht von einem oppositionellen bezug zur kirche aus, der sich so positioniert, dass die kirche selbst „das böse“ ist, und zwar nicht etwa das böse nur im geistlichen sinne sondern im weltlichen, rein materialistischen. die institution als wille zur macht, ihre lehre lüge, ihre heiligkeit heuchelei, ihre frömmigkeit sünde.
dieser standpunkt geht nicht von einer atheistischen haltung aus und propagiert auch kaum eine bessere oder höhere wahrheit als alternative zur christlichen religion, er vertritt nur die meinung, die durchaus noch einem urchristentum entspricht, dass die gemeinschaft die institution ist, eine gemeinschaft in der jeder einzelne seinen stellenwert hat und kaum ein machtorgan wie der absolutistische staat oder die kirche.
der glaube an religiöse motive ist also durchaus in der gemeinschaft verankert und bestärkt in vollem maße diese opposition.
aus diesem motiv heraus gilt für die musik eine poetik, die direkten bezug zu kirchlichen motiven nimmt. kirchliche ideale spielen eine entscheidende rolle sowie eine gewisse ironie und gewandtheit.
das sind vor allem in der musik die kirchentöne, also die anordnung der zwölf tonstufen in der liturgischen kirchenmusik aus dem dorischen. so ist es nicht verwunderlich, einen wesentlichen teil des genutzten tonvorrates in der diatonik wieder zufinden, welche zum großen teil durch die kirche verdeckt gehalten blieb.
da ist auch das ideal der zwölf als vollkommene zahleneinheit und das ideal der pytagoreischen quinte sowie der oktave.
die zigeunertonart meiner poetik erstreckt sich über die grenze einer oktave hinaus und missachtet so ziemlich alle klassischen regeln. sie umfasst dreizehn tonstufen, zwei terzsprünge und insgesamt fünf halbtonschritte in charakteristischer anordnung.
in notation hat diese tonleiter sieben kreuze.
die tonart simuliert im klassischen sinne einen modus moll zu haben.

in erster linie wird das erreicht, indem der erste, große terzsprung um einen halbton verkürzt wird durch auslassung des grundtones c und start der tonleiter auf dem des bzw. #d. dadurch erhält die große terz den anschein eine mollterz zu sein, und es verwundert allein das fehlen einer sekunde. im klassischen sinne ist eine sekunde im bereich der terzen unvorstellbar, denn die quarte ist nach pythagoreischem sinne ein reines verhältnis und kann durch kein anderes ersetzt werden.
es handelt sich also um eine versteckte dur tonleiter.
es geht aber weit darüber hinaus, durch auslassung dieses terz-tones e auf einer höheren stufe der tonleiter entsteht die illusion es handle sich an dieser stelle nicht um eine mollterz mit drei, wie sie tatsächlich hier auftaucht, sondern um eine durterz mit vier halbtonschritten. in der gesamtheit sollte der weniger naive musikalisch gebildete kritiker denken, dass es sich, da auf eine kurze terz eine große folgt, um eine molltonart handelt.

warum es so wichtig erscheint diese illusion aufrecht zu erhalten lässt sich nur in einer einzigen motivation erklären: humor.

die unterscheidung in dur und moll ist hinfällig, die musik bewegt sich jenseits von gut und böse, der apfel der erkenntnis jener frontalen oppositionalität ist im paradies geblieben, jene erkenntnis ist nichts weiter als eine beschränkung der sinne auf zwei gegensätzliche kategorieen. das erkennen dieser beiden gegensätze mit ohne diesen apfel ungetrübtem blick ist absolut unmöglich.

was bedeutet, dass dieser apfel der beschränkten erkenntnis einer welt unterteilt in gut und böse nichts weiter ist als das gift eines römischen katholizismus, überhaupt einer idealistischen institution staat und kirche, wo alles fremde feind und alles feindliche grundsätzlich böse ist.

die poetik spielt mit einer humoristischen ironie, die etwas geistliches und feierliches in purer lebensfreude äußert und die liebe zum sinnbild des lachens erhebt.