im universum sind nur zwei dinge unendlich, die sich dazu in keiner weise widersprechen. es sind die natürlichen zahlen und die menschliche dummheit, wobei letzteres unbedingt an erster stelle steht, da es das vorderste hervorbringt.
naiv betrachtet erscheint das erstmal sogar gut – ein stahlenförmiges gebilde, das in eine bestimmte richtung sich aus einzelnen quanten zusammensetzt, so wie schritte, die alle gleich groß sind, eine entfernung zweier punkte angeben, nämlich in der abstrakten größe 1.
im gegensatz zu einem idealen strahl lichts, der eine gerade bildet – ein natürlicher lichtstrahl lässt sich schwer als geradlinig vorstellen – hört aber dieser zahlenstrahl nicht irgendwann auf an den grenzen zum nichts sondern lässt sich nur theoretisch unendlich forfsetzen.
diese unendlichkeit ist eine so unvorstellbare paradoxie, wie sie ihresgleichen kaum findet, denn erstmal gibt es keine unendlich vielen natürlichen dinge, die sich zählen lassen, in abstraktion aber mit unzähligen völlig identischen schritten ist ja das geradlinige zählen schon räumlich begrenzt und kommt unweigerlich zu einem ende, wenn ich es allerdings zeitlich betrachte – grenzenlos ist zwar aber auch nicht unendlich die phantasie – wird es ebenfalls unmöglich, und auch diese zeit ist längst nichtmehr geradlinig vorstellbar. was aber liegt zwischen den schritten?
jeweils wieder eine unendlichkeit, denn die einheitsgröße ist durch nichts weiter definiert, sie stellt also leeren raum dar. selbst der beginn des zahlenstrahles ist ungewiss, denn soweit die null eine schon diesem widerspruch hinzugefügte – eine nachträglich eingebaute vorstellungshilfe – abstrakte dimensionslose größe ist, die nicht weniger paradox (widersprüchlich) sein soll, beginnen die natürlichen zahlen mit dem ersten schritt aus einem völlig unbekannten unendlichen begriff auf das erste quantum, die eins.
wir haben also ein scheinbar eindimensionales gebilte, das zu allem widerspruch irgendwo beginnt, niemand vermag aber zu sagen wo dieser anfang ist.
warum nur scheinbar eindimensional?
weil eine einzige räumliche dimension einer durchgehenden schnur ähnlich ist, einem so dünnen zwirnfaden, dass seine dicke nicht von bedeutung zu werden braucht.
das ganze verstrickt sich immer weiter in widersprüchen, denn auch der einzelne faden in einem wollkneuel oder gar einem unentwirrbaren gefitz, der eindimensional betrachtet ha ha schnurgerade erscheint, wobei er mit einer zweiten räumlichen dimension plötzlich nurnoch als unendlich chaotisches und zerhacktes muster zu erkennen ist, wird erst mit der räumlichen tiefe als wild ineinander verschlungen erkennbar. dabei hat jede solche dimensionalität ihre ganz eigene perspektive, sodass sich die eigenschaften jener nicht ergänzen sondern teilweise ausschließen. was ich in einer ersten oder zweiten dimension sehe, ist vielleicht in einer dritten nicht vorhanden.
der zahlenstrahl ist aber tatsächlich unendlich und lässt sich im gegensatz zur schnur bis in die x’te dimension weder als zusammenhängend begreifen noch um das minteste von seiner geradlinigkeit abbringen – wird in allen dimensionen völlig identisch erscheinen – als eine unendliche reihe von unendlich kleinen und gleichzeitig unendlich weit voneinander entfernten punkten, das zweite paradoxon.
was ist denn bitteschön daran natürlich?
diese frage wird sich wohl kaum der erste beduine gestellt haben, der diesen unendlichen irrtum ins leben gerufen hatte, indem er damit beginnen konnte seine kamele zu zählen. und dieser vorgang ist zwar ein bisschen krämerisch aber durchaus natürlich, er benennt und listet dinge in einer einzigen vorgestellten dimension, und zwar, selbst wenn das keine beachtung findet, in einer bestimmten reihenfolge.
wenn also der beduine seine kamele mehrmals zählt, kommt er öfter zu verschiedenen ergebnissen, denn er beginnt mal mit diesem und mal mit jenem, erhält immer eine andere reihenfolge und damit kein eindeutiges ergebnis, worauf der beduine nur mit dem kopf schüttelt, seinen kamelen feste namen gibt, dadurch eine scheinbar tautologische höhere dimensionalität eröffnet und das problem endgültig löst – für sich.
er könnte auch einfach sein kamel besteigen, welches ein einziges ist und zählte es immer in derselben reihenfolge.
auf diese art wurde der turban erfunden als sicheres mittel gegen einen zu schnellen sonnenstich.
der beduine erkannte seinen irrtum mit einem belächelten kopfschütteln, aber der irrtum war nun einmal in der welt, und noch nicht alle wussten sich so bedacht vor dem sonnenstich zu schützen. es wurde zur mode dinge zu zählen, und nur die intelligenteren haben das für unsinn gehalten, da die menschliche dummheit aber, wie zu anfangs gesagt wurde, grenzenlos ist und ebenso unendlich wie die natürlichen zahlen, wurde das zählen bald zum abzeichen höchster intelligenz, es wurden zahlen gezählt und jedes neue paradoxon durch mindestens zwei folgende ersetzt, solange nur die etwas geistreicheren seien sie nun dies, das oder beduinen, bloß verständnislos mit dem kopf schüttelten – es wurde zur einzig bewiesenen religion und ist es bis heute geblieben.