nach dem corona schnelltest am samstag morgen, wurden gestern abend alle bewohner, die zu der zeit infiziert waren, abgeholt und in quarantäne gesperrt. eigentlich weiß keiner, wo sie hingebracht worden sind, der sicherheitsdienst sprach davon den dreck herauszufegen, ich weiß auch nicht, wen sie alles mitgenommen haben. von uns dreien auf zimmer 07 in haus 1 fehlt jetzt einer.
ich gehe davon aus, dass sie ordentlich untergebracht und ärztlich betreut werden, da ja zu erwarten ist, dass die krankheit bald ausbricht, und es ist sehr wahrscheinlich, nach dem bild, das viele schon in gesundem zustand abgeben, dass sehr viele – auch mit intensiver ärztlicher betreuung – das nicht überleben.
die frage ist nur, wieviel aufwand wird mit dem so genannten abschaum der menschheit betrieben, ich schätze, wer es nicht ohne chefarzt schafft, ist verloren.
mein mitbewohner saß etwa eine und eine halbe stunde auf seinem stuhl vor dem bett und hat gewartet. zuvor hat der sicherheitsdienst sehr hart an die tür geklopft und einen namen gesagt. er solle alle seine sachen packen und die matratze wegwerfen, auf der er geschlafen hat. von draußen hört man walkie talkies, organisationsversuche der verantwortlichen. nicht alle haben sich so in ihr schichsal ergeben. flüchtlingsfamilien wurden zerrissen, eltern von ihren kindern getrennt, alle mussten ihre gesamte habe packen, nur sie selbst wissen, was davon alles im müll gelandet ist, aus vernünftigen gründen.
mein mitbewohner sitzt ruhig da und wartet, er sagt, dass er dadurch die heavy metalstunde im radio verpasst hat. ich improvisier ein bisschen auf der geige, was ich schon kenne aus meinen (instrumental) lydischen gesängen und dem guten alten punkrock, die offene stimmung macht es einfach, unsere stimmung hebt sich ein bisschen, wir tun so als könne ich spielen, ein echtes konzert, ich versuche panterra aber es klappt nicht, egal, wieder eigenes, es gibt applaus für schwierige tonfolgen und jedesmal eine extra zugabe, immer punkrock. offenbar war meine aufführung grottenschlecht, aber das spielte keine rolle. ich hatte gerade ein letztes mal die lydische melodie vom allerhöchsten ton runterstolpernd auf der tiefsten quarte beendet, als es an die tür hämmerte, der transport sei bereit, alle anderen würden schon warten.
er steht auf, nimmt zwei große einkaufstaschen und sagt:
„bis gleich!“