aus gefühltem mangel an allem, greife ich wieder auf das materiell einfachste zurück, mit dem vorstellbar geringsten aufwand, was sich gerade anbietet.
die ur knochenflöte
isorohre, wenn der baumarkt mal ressourcen liefert, gibts für wenig geld, was ich dann noch brauchte ist eine kleine allzwecksäge und eine spitze schere. ein maßband ist hilfreich und buntes isoband für ein bisschen abwechslung.
die erste lösung ist dann die rohre als horn zu benutzen oder als fanfare, das ist halt nervig laut, anstrengend und unpraktisch, aber ich hab dann einmal den effekt der fanfare wirklich live ausprobiert, und die naturtöne müssen tatsächlich einzeln erzeugt werden, wobei andere töne entweder garnicht oder beschissen klingen. es gibt je nach rohrlänge einen gewissen spielraum in dem die tonstufen schwanken. das ist von der theorie her bekannt. eine wirkliche melodie ist dabei noch nicht entstanden.
die isorohre gekürzt ergeben dann eine offene panflöte, die schräg angeblasen auch die naturtöne erzeugen kann – allerdings nur mit sehr viel übung.
mache ich in eines drei oder vier löcher rein, je nach poetik bei z.b. 1/2, 1/4 und 1/3 der gesamten rohrlänge, habe ich die bekannte ur knochenflöte fertig.
daraus einen ton zu erzeugen, der auch tatsächlich schöne melodien hervorbringt, verschafft einem ein hobby, denn es ist verhältnismäßig schwierig.
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binde ich drei stücke als panflöte zusammen, in den längen grundton, quarte und quinte, und versehe diese noch mit relevanten löchern, hab ich ein instrument, das extrem einfach herzustellen ist (?) und extrem schwierig zu benutzen bzw. klangvoll und abwechslungsreich zu spielen.
(die natürlichen intervalle der einzelnen grundtöne sind nicht vollkommen identisch)
die drei rohrstücke werden mit buntem isoband zusammengehalten, sodass sie ein kleeblatt bilden.
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was heißt jetzt extrem einfach – ist die frage
eine quinte ist das loch im halben rohr, soviel kann ich schonmal sagen, wenn ich ein entsprechend dünneres rohr habe, kann ich hier auf entsprechend kürzeren stücken höhere töne blasen, weil aus dem verhältnis querschnitt zu länge leite ich die tonhöhe ab.
löcher, die den ton mit schwingender luftsäule weit über die hälfte hinaus verkürzen, sind in der regel nicht praktikabel.
die theorie sagt, dass ein ton in seiner frequenz bei einer bestimmten länge der schwingenden luftsäule immer gleich ist, egal ob mit großem oder kleinem querschnitt des rohres. die praxis zeigt, es gibt dabei erhebliche unterschiede in der qualität des tatsächlich immer gleichen tones.
es entstehen bei im verhältnis zum querschnitt überlangen rohren mehr obertöne, und es wird zunehmend schwieriger den eigentlichen ton als grundton zu erreichen. irgendwann, bei sehr großer überlänge, überlagern so viele obertöne den klang, dass er kaum hörbar wird und sich erdrückt.
bei zu kurzen rohren im verhältnis zum querschnitt entstehen sehr wenige obertöne, wodurch der grundton immer schwächer zum klingen kommt und dann auch im unhörbaren bereich verschwindet.
es wird also ein ideales verhältnis von querschnitt zu länge geben, in dem sich der klang sehr ausgeglichen verhält und einen besonders vollen charakter hat.
ich bin bis jetzt immer vom quadrat des querschnittes als länge ausgegangen als eine zufriedenstellende annäherung.
ist der innendurchmesser 18mm, so ist die ideale länge demnach 324mm.
bei 320mm erreiche ich hier tatsächlich im moment den physikalisch definierten ton C. das rohr kommt mir allerdings mit 324mm ein bisschen kurz vor, vom gefühl her könnte es zum ideal hin ein kleines stück länger sein, diese orientierung scheint mir aber ziemlich ok.
der andere innendurchmesser beträgt 14mm, die ideale länge aus dem quadrat wäre damit 196mm. das entspricht in etwa einem relevanten ton. ich könnte aus diesem verhältnis eine quinte oder eine sexte machen.
die quinte ist erstmal naheliegender bei 194mm.
jetzt hab ich aber doch behauptet die quinte liege bei der hälfte der rohrlänge, und der querschnitt wäre egal. tja.. wahrscheinlich gilt das nur für löcher in offenen rohren, nicht aber für den grundton eines rohres.
und tasächlich kommt ein ton aus dem loch bei der hälfte des großen rohres, der dem grundton des kleineren rohres sehr nahe liegt.
ein drittes maß hab ich leider nicht, es gab nur isorohr in zwei verschiedenen größen, aber ich kenne ja inzwischen die verhältnisse.
um erstmal dabei zu bleiben habe ich jetzt den grundton c und einmal die quinte g aus dem jeweiligen grundton der rohre und aus dem loch in der halben länge des kleineren rohres, ergibt sich die höhere quinte d.
welche löcher kann ich jetz zusätzlich brauchen und welche sind überflüssig.. überflüssig ist erstmal garnichts, aber ich muss das ja auch sinnvoll greifen können, und damit muss ich die anzahl aller spielbaren möglichkeiten praktisch reduzieren – auf die töne mit dem besten klang.
bei aktuell zwei rohren sind das jeweils maximal die drei urtypischen möglichkeiten.
1/2 des kurzen rohres, 1/4 und 1/3 jeweils beider rohre.
das ganze ist bei der knochenflöte noch sehr ursprünglich gestaltet, einfach ist immer besser. zusätzliche löcher können mit ein bisschen erfahrung auch intuitiv sein, es geht mehr um die richtige technik des spielens als um ein voll ausgereiftes instrument oder gar eine klassische intonation.
die einzelnen töne sind zwar eindeutig reproduzierbar aber weder eindeutig definiert noch in ihren intervallen unbedingt exakten tonstufen ähnlich.
es sind die bekannten tonmuster der ur knochenflöte und können es bleiben.
damit entsteht erstmal prinzipiell nicht unbedingt etwas neues, ich würde auch sagen, dass insgesamt fünf bis sechs tonlöcher voll genügen.
ich kann zusätzliche möglichkeiten wie 2/5 und 1/8 etc. ausprobieren und einzelne löcher mit dem bunten isoband – je nach bevorzugter spielart – wieder zukleben.
gut für den sommer denkbar als weittragendes, sanftes soloinstrument zum üben und relativ skateboardtauglich :)
gut dazu passt immer perkussion – also z.b. felltrommeln :D