auf der viola oder auf einer gitarre mit den reinen intervallen durterz, quarte, quinte, große sexte lassen sich tonfolgen probieren, die auf eine erweiterte form der harmonik aufgelegt sind und für saiteninstrumente sehr viel sinn machen, auch wenn das daraus entwickelte klangerlebnis nicht vollständig den erwartungen des westlich oder klassisch geschulten ohres entspricht. die gewöhnung fällt leicht.
grundlage ist eine arabische tonfolge aus der harmonischen terz 1/3 der saite, der harmonischen quinte und quarte 1/5 und 1/4 der saite und einer harmonischen sexte 1/6 der saitenlänge.
gespielt wird sie parallel über saiten, die auf die harmonische quinte, also die klassische durterz gestimmt sind.
es ergibt sich eine skala wie folgende:
tz s s t t s t
so oder so ähnlich vereinfacht sieht das ganze so aus, dass immer zwei töne einen halbtonschritt auseinandeliegen, diese jeweiligen drei paare dann einen ganztonschritt. im geschlossenen kreis existiert dann ein triple an tönen mit je zwei halbtonschritten dazwischen und zwei paare mit einem halbton dazwischen.
klingt kompliziert, ist aber nur umständlich erklärt!
man macht es sich im prinzip so einfach wie möglich und versucht möglichst reine intervalle aus ganzzahligen saitenlängenverhältnissen zu nutzen. im prinzip die ursprünglichste form der kunst gleich nach der pentatonik aus den naturtönen.
das ganze wird jetzt zur imaginierten zigeunertonleiter, indem wir es teils aus ironie, teils aus gründen der klangvermischung mit diatonischen mustern der kirchenmusik mischen.
wir nehmen zur regel, dass die erste leere saite nicht gespielt wird und nehmen als prime eine phrygische sekunde. dadurch wird der grundton zum leitton einer zum schein nach moll aussehenden durtonleiter. es folgt ein kleiner terzsprung von der phrygischen sekunde auf die reine durterz und ein halber auf die reine quarte gefolgt von einem tonschritt auf die reine quinte der pythagoreischen zählart. von hier aus spielen wir die aeolische tonfolge bis zur oktave, was den anschein einer molltonleiter verstärkt. der oktavierte grundton ist nun der erste klingende leitton, denn der eigentliche grundton folgt wieder auf der phrygischen sekunde.
es bildet sich kein triple ab, es folgen also nirgends zwei halbtöne aufeinander, was im sinne der kirchenmusik glatt heresie gewesen wäre, was immer dieses wort in jenem literarischen zusammenhang bedeutet, in den ich diese interpretation stelle, denn die zigeuner von denen ich rede existieren so nur in meiner phantasie und zeichnen ein sehr positiv romantisches bild, ebenso ihre musik.
es sind völker, die von belgien aus vor der katholischen kirche im frühsten mittelalter geflohen sind und nach osten wanderten, bis sie am schwarzen meer die ersten indischen und arabischen einflüsse erfahren vor allem aber slavische und jüdische motive in ihre kultur und kunstgestaltung aufnehmen. in dieser region kreisend und in die steppen asiens einwandernd sind diese gruppen nie sesshaft geworden und kehren zur blütezeit der heiligen inquisition als fremde nach europa zurück.
sie bilden einen untergrund gegen die römische kirche und verbreiten sich in italien, frankreich aber vor allem in spanien. die romanische sprache ist ihnen geläufig und noch immer vertraut.
in spanien begegnen die zigeuner wieder arabischen einflüssen und zahlreichen mauren, die nun verdrängt an den rändern der gesellschaft leben und bilden mit diesen afrikanisch arabischen familien eine völlig neue kunstepoche. sie nutzen tanz und musik ebenso wie das einfache straßentheater und die prozession um das volk mit revolutionären gedanken zu durchdringen. die kirche steuert mit aller macht dagegen, kann aber den starken einfluss dieser zum teil sesshaften und zum teil umherziehenden familien nicht mindern.
es geschieht etwas unvorstellbares, die kulturellen besonderheiten dieser widerstandsbewegung werden von den konservativen instanzen aufgesogen und zum künstlerischen allgemeingut gemacht. und diese geschichte will ich erzählen, es geschieht heute an diesem ort etwas ähnliches als in unserem märchen.
die zigeunergeige ist eine viola die nicht im klassischen sinne gestimmt ist. ihr grundton bleibt das natürliche c.