dur und moll

in quarantäne, is klar nach der aktion von montag brauch ich nich zu erwähnen, dass wir übrigen erstmal alle im lager festsitzen. für mich ist das so schon voll ok, der lockdown ist sowieso angesagt, also alles normal, so hab ich den ganzen tag nichts zu tun als mir an den füßen zu spielen und alle mit meiner geige zu quälen. etwa irgendwas anderes würde ich auch nicht machen, wenn wir raus dürften.

angesagt war das muster

F major 173Hz

h minor 239,8Hz

ges 359,6Hz

D major 576Hz

aus dem vollen dur akkord der ersten drei saiten mit open f major wird jetzt ein moll dreiklang, das D bleibt konstant, das F lustigerweise auch, wird aber stumm, die beiden übrigen rücken einen halbton höher. h, ges, D ist ein dreiklang, der wirklich interessant wirkt.

die tiefste saite bleibt also bei F major, zuvor hab ich das mit dem e im open f verworfen, was einfaches ist halt immer einfach schön, hab mir aber für das anspruchsvollere tuning schon einige gedanken dazu gemacht. so hab ich das konzept übernommen.

die vierte und dritte saite zusammen spielen damit pseudochords um einen halbton versetzt, und die ersten drei saiten können sowohl dur als auch moll akkorde produzieren im stil einer gitarre. klar sind die klänge ohne bünde und bei den kurzen saiten eher stumpf, aber es rockt schonmal.

das muster ist wesentlich komplexer und bietet viel mehr möglichkeiten, erfordert also einiges an umgewöhnung und übung, ich weiß nicht, wieweit ich das den leuten zutrauen kann, der stil dieser variante ist sehr paganinihaft, sprunghaft und scharf, war mein erster kurzer eindruck, vom hörempfinden, nicht so sehr vom können.

nach dem einstimmen auf definierte frequenzen hab ich mal testweise einfach drauflos gespielt, und bin auf eine einfache aber eindrucksvolle tonfolge gekommen, quasi rein intuitiv, die mich so überrascht hat, dass ich den rest des tages damit verbringen konnte diesen „riff“ möglichst erstmal zu rekonstruieren, abzuschreiben und zu analysieren.

es klingt für mich ein bisschen jüdisch, vielleicht weil ich mir ein bisschen vorkomme wie im kz, das sind aber nur phantasieen und hirngespinste, trotzdem glaube ich die grenze zwischen lockdown und barbarei ist wie eine schneide, auf der vernunft und wahnsinn mit dem faschismus polka tanzen. es ist ja alles gut und schön, und dass ich hier nichts einfach so runterspiele wird mir wohl ein vernünftiger mensch glauben, aber mit welcher wonne so allgemein und sowohl politisch als auch menschlich staat, kontrolle und autorität zum witz werden, nein ist weder ernüchternd noch erschreckend, es ist eifach nur fabelhaft zu beobachten, wie leicht sich die demokraten vergessen und dann wird vom leder gezogen mit zwang und ausgangssperre, die strafe kann nicht hart genug sein, wenn die menschen nicht freiwillig vernünftig sind, müssen sie halt mit der peitsche dressiert werden. manchen ist es trotzdem noch egal und andere lehnen sich um so mehr auf, je fester die schlinge gezogen wird.

was eigentlich vernünftig ist, weiß niemand, und wo es auf der einen seite an konsequenz fehlt, fehlt es auf der anderen seite noch an härte. warum schießt ihr nicht gleich auf junge, gesunde menschen!

auf mich wirkt das eher unbeholfen und anachronistisch.

ich glaube immernoch es wäre vernünftiger gewesen anstatt auf demokratie etwas mehr auf tourismus und luxus zu verzichten, vll. für die eine oder den anderen auch das unvermeidliche schichsal anzunehmen, würdevoll – und wenn ich mir vorstelle in welcher hilflosigkeit, in welcher isolation und einsamkeit ältere personen zugrunde gehn – in diesem wahn, ohne seelischen beistand, ohne eine stützende hand oder ein tröstendes wort, frage ich mich schon, ob wir wirklich rücksicht nehmen, oder einfach nur eifern, ob uns ein menschenleben wirklich so wichtig ist, wie es sein sollte.

aber menschen sind nunmal menschen, und ich bin ja selbst während der coronazeit durch drei bundesländer gekommen, nun nicht grad als reisender sondern meistenteils heimatlos, nun, von hier ist erstmal nicht wegzukommen, und wo soll ich auch noch hin, ich bin ja da, wo ich vor genau sieben jahren war, hier hat in der weihnachtszeit 2013 mein weg begonnen, anfang januar saß ich bereits obdachlos in kurzer jacke und t-shirt ohne sachen außer einem skateboard in der stuttgarter u-bahn am rathaus und dachte kaum weiter als bis zum nächsten tag. zurückgekommen bin ich in lumpen, was zufall war, dass ich an diesem tag meine schlechtesten klamotten anhatte, habe unterwegs an allen orten kleine oder große schätze zurückgelassen, war keineswegs unnötig arm oder lange verzweifelt, nur immer fremd, obwohl mich alle schon kannten, bildeten sie sich zumindest ein.

zurückgekommen bin ich also mit leeren händen und leeren taschen, ohne hoffnung und ohne antworten, was es hätte bringen sollen. man war niemals irgendwo, wenn man nicht irgendwohin zurückkommt, hab ich immer gesagt, damals klang es oft wie eine fabel.

ich stelle die einfache tonfolge mal vor, zum nachspielen – wer hat gesagt, ich spiele nicht auf leeren saiten, diese melodie ist als ein test gedacht die richtige stimmung zu überprüfen, allerdings hab ich vor erstaunen über mich selbst und dieses klangbild den test abgebrochen, bevor ich die tiefe saite mit einbeziehen konnte.

ich denke mir auf jede einzelne saite die diatonischen inntervalle, prime ist also der grundton jeder leeren saite, oktave genau die hälfte einer jeden saite mit dem entsprechend konsonanten ton.

z.b. erste saite quinte bedeutet vom grundton der ersten saite aufwärts fünf der sieben klassischen tonstufen bis zur quinte einer passenden tonart.

also los

  • 3. saite prime
  • 2. saite prime
  • 1.“ prime
  • 1.“ sekunde major
  • 1.“ prime
  • 1.“ sekunde major
  • 1.“ sexte major
  • 1.“ terz major
  • 2.“ sexte minor
  • 2.“ quinte
  • 2.“ terz minor
  • 3.“ quinte
  • 3.“ terz minor
  • 3.“ sekunde major
  • 3.“ prime + 2.“ prime
  • 3.“ prime + 2.“ terz minor
  • 3.“ prime + 2.“ quarte

die erste saite ist ionisch

die zweite saite spielt sich phrygisch

die dritte saite folgt dem aeolischen muster.

auf der vierten saite würde von g aus lydisch gespielt, also ab einem ganztonschritt vom stummen grundton F major.

ich sag ja, das ist ein anspruchsvolles muster für meine verhältnisse.

in noten geht es mit d dur und h moll syntonisch:

h Cis D e ges g A h

das als eine mögliche interpretation der noten, es geht frei nach gehör, die gespielten töne wiederholen das stimmungsmuster auf konsonanten oder harmonischen knoten einer nächst tieferen saite, die gestimmten töne h, ges und D sollten also schon genauso vorkommen. später wird in einer höheren lage gespielt, äquivatent mit g lydisch als grundmotiv bis zumintest zur quarte über der oktave auf der D saite (1.saite), um den gesamten geläufigen tonumfang auszunutzen. es geht ja nach unten noch ein halbton und nach oben noch ein bisschen mehr, wenn das sein soll oder muss, ein bisschen luft darf ruhig bleiben. meine erste zieltonart war syntonisch d dur, da ist sie.

nylonsaiten kann ich aber wohl vergessen, gerade auf den mittleren beiden, was für eine ironie, denn wenn ich gerne zu open f zurückkehre, um es schön und einfach zu haben, muss ich ja genau nur die zwei über einen halben ton umstimmen. der preis für meine bigamie, es ist so, wie es ist.

die noten

  • h3
  • ges4
  • D5
  • e5
  • h5
  • ges5
  • D5
  • Cis5
  • h4
  • ges4
  • D4
  • Cis4
  • h3 + ges4
  • h3 + a4
  • h3 + h4

abschließen könnte es theoretisch so

  • a4 + D3
  • 3.“septime minor + 4.“sexte major
  • g2 + D4
  • 3.“terz minor + 4.“sekunde major
  • h2 + h3
  • 3.“prime + 4.“tritonus

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„pamm pamm pam.. corona test“

ich sag, ihr könnt auch mit dem fuß an die tür treten, dann hören wir es besser! mal sehn, wer als nächstes deportiert wird.. ins sterbelager.. inzwischen sind wir ja vorbereitet.