S.I.D.

das „MOS 6581“ sound interface device ist der einzige (bekannte) computerchip weltweit der analogen sound produziert.

der sid findet sich in einem homecomputer, der ähnlich dem Roland TB303 und der Fender Stratocaster kultstatus erreicht hat, und für seine fans aus der musikwelt nicht wegzudenken ist.

der billige stratocaster nachbau damals für skater produziert von vision und immernoch als die günstigste gitarne zu haben, ist das non plus ultra im grunge und gilt als die gitarre für punkrock, manche kennen garnichts anderes. der 303 ist mit acid in die geschichte eingegangen und liefert typischen sound für techno und house. als synthesizer macht er aber noch keine echte elektronische musik, sondern steuert die effekte von akkustischen interferenzen aus elektromagnetischen signalen ähnlich einer rockgitarre, es handelt sich also um physikalische musik, die sich in der phantasie original wie computermusik anhört.

ein homecomputer ist auch etwas völlig anderes als ein pc – personal computer (arbeitsgerät für betrieblich angestellte), würde nie derart allgemeine anwendung finden – sowohl im wohnzimmer als auch im büro stehen – er ist ein reiner freizeitbegleiter ohne sinnvollen nutzen, dient einzig der persönlichen bildung und zu unterhaltungszwecken, er ist frei programmierbar, lässt sich nicht umrüsten, liefert also jedem user das exakt selbe betriebssystem und identische hardware – ähnlich einer spielekonsole aber mit den deutlichen eigenschaften eines computers, geistige produktivität anstelle bloßen konsums, und besticht durch seine begrenzten möglichkeiten, die ihn über seine ckarakteristischen anwendungsgebiete hinaus unbrauchbar machen. das ist sein absoluter vorteil!

obwohl das eine intelligente gesellschaft voraussetzt, die sich zum vergnügen geistig betätigt und anstatt zu streamen oder zu zocken, irgendwie einzig zu kosumieren, selbst etwas in kleingruppen erschafft – musik, grafik, code – was prinzipiell nutzlos ist und nur geeignet seine ergebnisse mehr oder weniger öffentlich zu zeigen, ein markt existiert nicht – außer für zeitschriften, besondere leistungen werden einfach verbreitet, um lernfortschritte zu belegen oder interessantes wissen zu teilen.. oh brave new world!

und der sid?

das ist computermusik.

anhänger sprechen von chiptune, wobei geräusche und sampels, eigentlich oft ganze lieder – hart programmiert werden, was bedeutet in hexadezimal, bzw. ascii oder assembler – nicht selten in einem basicloader bestehend aus langen folgen von dezimalzahlen. diese programmierung steuert unmittalbar den chip, läuft also in echtzeit – was die herausforderung ist – sie unterscheidet sich deutlich von c oder höheren programmiersprachen, die nur in einer umgebung von betriebssystemen und zusätzlich umfangreicher software funktionieren.

maschinencode arbeitet direkt im prozessor, hier dem soundprozessor und kann exakt das erreichen, was mit dem chip physikalisch möglich ist, kein bisschen mehr und nichts weniger.

solcher maschinencode kann von menschen direkt programmiert nur auf sehr einfacher, quasi minimalistischer und unveränderlicher hardware allgemein umgesetzt werden, also einem homecomputer, der sonst nichts leistet, das betriebssystem ist eine reine programmierumgebung und liegt auf einem rom chip oder einem hardwaremodul, befasst sich primar mit texteingabe in basic oder hexdump bzw. asm und ist innerhalb weniger bruchteile von sekunden voll einsatzbereit, ist keine dauerhafte instanz, belegt keinen aktiven ram speicher und kann (wird) vollständig deaktiviert werden.

der original raspberry pi sollte den homecomputer auf taschenformat bringen, wurde dann aber gefolgt von von pc nahen versionen der dann erweiterbaren hardware und einem allseits bekannten debian linux überholt, entsprechend der markterwartung, weil der pc im grunde das einzige gerät in diesem bereich ist, das im handyformat interessant werden könnte, wogegen der homecomputer auch mit dem original raspberry pi sich weiterhin jedem wirklichen nutzen sträubt – obwohl vielseitig zur programmierung im freizeitbereich und für livemusik anwendbar.

was kann denn der sid!

naja, aus allgemeiner sicht nicht viel. er hat drei tonspuren, die unabhängig parrallel laufen können, also kein tasking/multitasking sondern wirklich drei unabhängige kanäle, die zwar den programmierten sound produzieren, aber weil tasking.. das bedeutet einen prozessortakt für mehrere scheinbar parallel laufende prozesse gerecht aufzuteilen.. auf dieser ebene schlichtweg nicht existiert – jeder takt ist ein takt – einfach weiter lärm machen, wenn sie einmal angeschaltet sind bzw. den eingegebenen geräuschumfang ohne wenn und aber ausgeben, selbst wenn dies das gerät zerstören könnte, laufende prozesse löscht oder die menschlichen ohren schädigt.

also wie funktioniert der analoge sound.. der chip kann in jedem takt genau ein schaltsignal erhalten, dieses gilt für eine der drei tonspuren. auf dieser tonspur wird das geräusch generiert und kann dann gleichzeitig mit einem geräusch auf der zweiten oder dritten tonspur auftreten, das im folgenden takt angeregt wird.

ein takt folgt dabei etwas weniger als 1.000.000 mal in der sekunde, das ist vergleichsweise langsam, 1MHz – geradezu lahm, viel zu langsam für den digitalen sound einer mp3, die ja alles an musik und sprache wiedergeben kann mit jeder üblichen sondkarte. der sid ist eher ein musikinstrument – wie die geige mit drei saiten und kann wie eine geige nur das, was darin möglich ist.

was ist denn jetzt mit den drei tonspuren möglich?

ein beispiel zeigt das deutlicher. ich inniziiere im ersten takt auf der ersten tonspur ein rauschen in der hauptfrequenz 144Hz, im zweiten takt eine dreickszahn sinusschwingung auf dem zweiten kanal mit 847Hz.

beide geräusche erklingen jetzt gleichzeitig, die schaltung bleibt unverändert, der prozessorchip hat keine arbeit, deshalb analoger sound.

(weil der hauptprozessor sowieso taktet, könnte hier aus zeitgründen eine kleine grafik aufbauen oder eine animationsfolge, beliebt sind infotexte und experimente mit farben, es geht um das richtige timing, die maschine gibt immer vollgas.)

ich schalte das rauschen auf kanal eins ab, lege auf kanal drei eine rechteck sinusschwingung mit 576Hz und schalte kanal eins wieder ein.

es entsteht ein beat zwischen dem dritten und dem fünften takt.

prinzipiell sehr einfach..

es gibt dreieckszahn-, sägezahn-, rechteck- schwingung und rauschen in jeder frequenz, beliebig und unabhängig für jede der drei tonspuren. dazu besteht die möglichkeit zur definition einer hüllkurve. ich kann also im voraus sagen, wie ein geräusch zunächst ansteigt und nach dem erklingen in einer bestimmten zeit/frequenz sich wieder abbaut, dieser prozess läuft einmal angeregt physikalisch und kann nichtmehr verändert werden, es sei denn er wird duch ein neues signal auf demselben kanal unterbrochen oder flach abgeschaltet.

es riecht nach elektrischem metall. dieser geruch ist typisch. es entsteht auch radiowelle, die handysignale stört, küchengeräte verrückt spielen lässt und eine strahlung, die das nervensystem beeinflusst. die radiowellen lassen sich abschirmen, die strahlung kann schlaf-rhytmusstörungen und euphorie verursachen ! im klartext bei dem sound kann keiner schlafen, wohl aber die augen zu machen – eine hypernervösität wie bei anderen strahlenden chips bleibt allerdings aus, die euphorie wird begleitet von verhältnismäßiger ruhe – stunden vergehen ohne das gefühl etwas wesentliches ändern zu müssen oder zu verpassen, loopsounds, weshalb es üblich ist sich konzentriert und dauerhaft mit bestimmten themen wie dem zuhören, gestalten, einem event oder einer klitoris zu befassen ohne es sonderlich eilig zu haben. diese beeinflussung des nervensystems ist ein grund für die faszination, die der chiptune bei kennern auslöst, wogegen diese faszination von anderen nur mit kopfschütteln beantwortet wird.

wer diesen effekt nicht kennt hört nur piepsen und dudeln. es ist darüber hinuas nötig nach allen regeln der kunst zu trixen um nicht einfach nur zu piepsen, diese tricks machen das programmieren und zuhören – und zuschauen erst interessant.

es ist also möglich chiptunes zu sampeln.

diese sampels werden mit einem soundtracker zu musikstücken verdichtet, die schon durch interrupte getimed sind und so gepitcht werden können, heute oft effektsound liefern oder begleitende melodieen im hintergrunt sind. da alle anderen technischen geräte digitalen sound liefern, werden chiptunes dafür digitalisiert.

allgemein haben analoge geräusche eine andere bedeutung als digitale, es sind eben mehr direkte geräusche wie von echten instrumenten, die live gehört werden, anstelle der abbildung von musik zur beliebigen verfügbarkeit. der unterschied besteht ebenso zwischen lp und cd, e-gitarre und mp3, sonic-pi und soundtracker.

noch was, die strahlung des chips erzeugt eine traumatisch motivierte erinnerung im nervensystem ähnlich wie sie cannabis beeinflusst, sodass auch digitalisierter chipsound euphorisierende wirkung hat, er aktiviert bekannte rezeptoren, allerdings nur bei personen, die dieser strahlung bereits längere zeit ausgesetzt waren, alle anderen bezeugen bezüglich dieser euphorie, aufmerksamkeit, konzentration und inneren ruhe noch deutlicheres unverständnis als schon unmittelbar vorher am homecomputer.

ich kab natürlich grad keine möglichkeit diese hardware zu nutzen, und kann damit auch nicht allzuviel anfangen, sollte eigentlich auch keine werbung zu meinem eigenen nachteil machen, der tb303 ist heute unerschwinglich geworden und hat einige gute nachfolger, die 65xx prozessoren haben kultstatus erreicht, zum glück weiß sie noch kaum jemand für sich zu nutzen, ich bilde mich einfach anhand der vorhandenen sounds in der public domain musikalisch weiter – programmieren würde ich auch so alleine nicht lernen können/wollen.

immitiert werden vor allem bassgitarre, geige, e-gitarre, flöte und xylophon mit gut nachvollziehbaren kompositionen – ein typisches artefakt isr der sound, der an einen sehr schnell federnden ball erinnert. im grunde werdes sämtliche effektsounds durch vibration oder interferenz erzeugt, oder durch die schnelle folge von terzsprüngen unterschiedlichster art. klar ist das ein glanzgebiet der syntonik, es gibt keine musikalischen grenzen darüber hinaus, und das wird voll ausgenutzt, manchmal auch provozierend. noten oder festgelegte töne/frequenzen gibt es nicht, es kann hochgezogen werden bis der chip raucht oder tief gedrückt bis zum beben. natürlich hat der sid alleine dafür kaum die kraft, nur ein paar winzige volt, und ist in seiner wirksamkeit doch auch mit einem guten amp beschränkt auf den aber sehr großen hörbaren bereich bis weit in den infra- und ultraschall.

die public domain ist übrigens maßgeblich für eine halb illegale musikszene, in der etwas wie uhrheberrecht nur als eine frage der bekanntheit eines werkes exisriert und unter keinen umstänten gibt es unbedingte commerzielle forderungen, ehrgeizige looser, berühmte streber, möchtegern spielverderber und spießer sind narürlich unter einem gewissen erfolg überall gesäht aber hier selten, spacken, die eine solche szene nutzen um sich zu profilieren, dürfen das einfach voll auskosten und fangen irgendwann swieso an hexadezimal zu programmieren, haben es also nicht ganz so einfach sich lächerlich zu machen wie poper mit punkmusik und nur das extracremigste puplikum, ebenso beliebt wie einfach ist die piraterie.

warum ist punk eigenrlich so beliebt!

im grunde unterscheidet sich diese szene von anhängern freier und quelloffener software dadurch, im prinzip kaum, dass sie nicht einfach nur gemeinnützig und wohlwollend sind sondern eine mentalität haben von sprayern und punkern, die ihre farbkunst und musik als etwas allgemein nicht anerkanntes betrachten und lartpourlart sind, während freie programmierer immer ein ziel und einen nutzen im sinn haben.

den sid zu programmieren ist etwas hochgradig nutzloses, das war es in der szene schon immer, weshalb auch zur commerziellen blütezeit der homecomputer firmen und märkte enorme schwierigkeiten hatten mit dem genie der beliebtesten gruppen mitzuhalten, und sie hatten noch größere probleme solche programmierer anzuwerben. ihre software zeichnet sich aus durch erbärmliche sounds, mehr ist mit schulmethoden nicht zu erreichen. heute ist das zweifelsfrei reine amateurliga für it-freaks und musik-nerds und ein paar wenige retro-säcke, und ein chris huelsbeck, einer der – als einziger und vorreiter – tatsächlich heute noch geld verlangt für seine chiptunes, ein ehemaliger pirat und empörer des riesen Nintendo innerhalb seiner gruppe Time Warp und „the great gianna sisters“ – einem supermario fem. punk verschnitt mit bahnbrechendem erfolg bis zum verkauf und dann zeitweisen verbot der software aus urheberrechtsgründen – mario war einfach zu langweilig, normgerecht und fade – hat sich tatsächlich nur zu kultzwecken vermarktet, er musiziert inzwischen mit den philharmonikern und arbeitet an der klassischen oper „turrican – the final fight“. na gut.

der sound stammt allerdings nichtmehr vom sid, ist aber auf ihm inspiriert, wurde digitalisiert und per midi komponiert, weshalb philharmoniker problemlos die gesamte aufführung nach noten spielen können.

ein nicht ganz so bekannter unter tausend coolen ist radX* (gesprochen radix) mit heute noch überwältigendem sound sampelt er, sie, es den sid und trackt auf seinem moderneren homecomputer, leider kann man das X nicht mitsampeln.