diabolo in musica

und wieder einmal sind es die kirchentöne, eine zwölftonskala aus dem dorischen, die als intonationsmuster auf meiner zweiten gitarre entsteht.
und um den titel gleich vorweg zu nehmen, es ist etwas bemerkenswertes am tritonus, der nun, wie ich meine zurecht diesen namen verdient. keineswegs weil etwas schlechtes darin liegt, sondern weil sich in ihm das dur und moll prinzip verdreht, ohne dass es eine vernünftige erklärung dafür gibt oder geben muss, denn das intonationsmuster, das ich so erstellt habe, ist durch und durch gut.
etwas deutlicher erklärt gehe ich von der vollständigen diatonik aus und löse eine skala damit ab, die eine mischung war aus pythagoras und der einfachen pentatonik mit reinen saitenverhältnissen. auf den punkt gebracht die urtümliche aeolische mit reiner durterz und reiner sexte.
eine ähnliche skala findet sich noch auf meiner e-gitarre, nur dass die aeolische sexte fehlt und damit sind wir beim dorischen.
zuerst habe ich gedacht alle molltöne zu verkleinern und alle durtöne zu vergrößern, so ergeben sich aus der reinen terz und sexte eine große durterz und eine erweiterte große sexte.

und so weiter im hinblick auf eine vollständige skala mit zwölf halbtönen wird die kleine sekunde verkleinert, die große sekunde vergrößert. es folgt die kleinere mollterz und die größere durterz, die quarte bleibt das reine intervall und representiert die kleinere variante also moll, den tritonus habe ich dann erstmal offen gelassen, weil ich mich noch nicht sicher entscheiden konnte, ob ich den größeren oder den kleineren nehme oder sogar einen mittelwert wähle. bei der quinte ist es kkar, das reine intervall representiert dur und wird genau so angenommen. kleine sexte in moll, große dexte in dur. die kleine septime könnte auch dur sein, ich entschied mich noch nicht und wählte den dur leitton nah an der oktave, die größere der dur septime.
da fällt mir glatt auf, dass nach dem dorischen prinzip der symmetrie sich genau diese diatonischen werte errechnen und ich errechne die kleine septime in moll.
jetzt dachte ich nehm ich für den tritonus dur, weil ich bevorzugt lydisch spiele und auf lokrisch nach möglichkeit verzichte. den größeren tritonus eingesetzt fällt mir auf, dass der in lydisch echt beschissen klingt. eine mittellösung ist nicht gefragt, und ich erinnere mich, dass der kleinere tritonus auch irgendein reines intervall war aus der kleinen pentatonik. also hab ich den moll tritonus für die durtonleiter lydisch eingesetzt und finde es passt wunderbar. zum testen mit lokrisch.. ja, der kleinere tritonus klingt für moll scheiße. die erscheinung ist also genau verkehrt herum.
der große tritonus der diatonik für moll, der kleine für dur.
also hab ich jetzt die tonleitern mit

lydisch

große sekunde in dur, große terz in dur, kleiner tritonus bietet eine enorme vergrößerung der reinen quarte, ist für sich also nicht wirklich zu werten im ganzen erklingt ein deutliches dur. die reine quinte in dur, die große sexte in dur und die große septime in dur, der größeren also beider varianten einer großen septime in der diatonik.
ionisch stellt sich ähnlich dar mit sämtlichen dur tönen mit ausnahme der reinen quarte, die das kleinere intervall ist. es ist also eine leicht gedämpfte dur tonart. da sie aus der mixolydischen skala stammt, die sich mit den kirchentönen nicht decken lässt, liegt hier eine leichte abwandlung vor.
mixolydisch hat von natur aus nur große intervalle, da die mixolydische skala, so sie kaum verwendung findet, über keine reine quarte verfügt und hier also die dur quarte auftritt, in der kirchentonleiter findet sich hierfür keine vollständige entsprechung, das mixolydische hat die große sekunde in dur und die große terz in dur. darauf folgt die reine quarte in moll und die reine quinte in dur. die große sexte in dur aber die kleine septime in moll. mixolydisch ist also nicht authentisch, kann aber sehr gut in dieser form der annäherung gespielt werden.
dorisch ist natürlich absolut authentisch und verfügt über drei töne dur und drei töne moll als sehr ausgewogene und reine symmetrie.
aeolisch ist ebenfalls authentisch mit sekunde in dur und terz in moll, quarte in moll, quinte in dur und kleinerer sexte in moll, der kkeinen septime in moll.

phrygisch erscheint vollkommen aus dem rahmen gefallen fast durch und durch in moll, obwohl interessanterweise auch phrygisch der mixolydischen skala entstammt und somit zwar sehr deutlich eine molltonart ist, im nativen zustand aber mit sämtlich der größeren der beiden diatonischen varianten ihrer töne. hier bekommt sie jetzt die kleinere moll sekunde und ebenfalls die kleinere moll terz, die kleinere quarte und einzig die reine quinte. zudem die kleinere moll sekunde und die kleinere septime der kleinen septime. damit wird ohrygisch ganz deutlich herunter gestuft in eine reine moll tonart, einzig gedämpft durch das auftreten der großen reinen quinte.
lokrisch ist jetzt nucht spielbar, weil ich den kleineren tritonus gewählt habe. mit dem größeren wäre sie authentisch als reine moll tonart mit sehr stark verminderter quinte auf den großen tritonus und sonst sämtlich in molltönen.
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es scheint also die kirchentöne geben den molltonleitern den vorzug, was sich aber im klangbild nicht wieder findet, denn dieses ist strahlender als erwartet durch die starke differenzierung der moll zu moll und dur zu dur töne. mit der wahl des kleinen tritonus als reines intervall fällt eine molltonart vollständig heraus. sie lässt sich auf der stark verminderten quinte nicht harmonisch spielen und legt den akzent auf das lydische, dem engelsgesang und den feierlichen hymnen.
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die skala wirkt in dieser form sehr ausgewogen, ihre native tonart ist das dorische begleitet vom aeolischen und den stark hervortretenden dur tonleitern. ich verwende hier zum ersten mal den leitton als festen bestandteil der skala, dadurch gewinne ich zu den drei dorisch, aeolisch und mixolydisch noch lydisch mit dem reinen tritonus und ionisch dazu. durch die kleine sekunde in der vollständigen skala ergänzt sich das durch ein mollifiziertes phrygisch, das eben das fehlende lokrisch ergänzt und damit herrscht eine gute ausgewogenheit zwischen zwei molltonarten, dem dorischen und drei dur tonarten, der vorzug wiegt sich vollständig auf.
auf der gitarre ist dieses intonationsmuster in jedem fall gut geraten.

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zum vergleich nochmal die als pythagoreisch übliche skala, wie ich sie auf vielen gitarren im laden gefunden habe, verfügt sämtlich über molltöne mit ausnahme der großen sekunde und der reinen quinte, die nach aeolischem vorbild grundsätzlich in dur vorhanden sind.

  • auffallend an den kirchentönen ist die sehr deutlich ungleichmäßige bundeinteilung die infolge der konsequenten differenzierung von dur und moll entsteht.