Erste Orientierung II
In technischen Bereichen, wie bei einem Keyboard, werden die acht Oktaven von der Null bis zur Sieben durchnummeriert, auch in angelsächsischen Kulturen gilt diese verbindliche Zählart. Selten wird von C1 bis C9 gezählt. Ich gebe den Oktaven zusätzlich bekannte Namen, die sich an der menschlichen Stimme orientieren. Auch hier kann es passieren, dass andere Bezugssysteme andere Namen verwenden, das ist dann abhängig vom Kontext und weder universell richtig noch grundsätzlich falsch.
Ein traditionelles Klavier umfasst so 7+1/4 Oktaven, was leider oft die physikalische Grenze nach unten darstellt. Klassische e-Pianos folgen - manchmal unnötig - dieser Tradition. Ein Keyboard lässt sich davon viel freier gestalten und bringt aus praktischen Gründen meist die fünf wichtigsten Oktaven Bass, Tenor, Alt, Mezzo und Sopran auf die Tasten, wobei reine Midi Controller auch mal nur eine Oktave umfassen. Die ‹Mittlere Oktave› ist dabei vorhanden, auch wenn sich die Einstellungen individuell anpassen lassen.
Ausgehend vom Mittleren C folge ich zuerst der linken Hand abwärts.
- Die Oktave drei von C3-C4 nenne ich Tenor, das bedeutet, dass diese Töne sich lange halten lassen und besonders gut ausklingen. Tenor ist eine tragende Stimme für Männer, die ungefähr in diesem Bereich liegt.
- Die Oktave zwei von C2-C3 ist der Bass, was stark und kräftig bedeutet und auch so klingt. Bass kann als Stimmlage für besonders groß und kräftig angenommene Menschen verwendet werden.
- Die Oktave eins von C1-C2 nenne ich Kontra, was - dagegen - heißt und bedeuten könnte, dass derart tiefe Töne gegen die menschliche Stimme arbeiten. Klänge im Kontrabereich erscheinen mächtig, sie nehmen spürbar viel Raum ein und können deshalb nicht immer mit ähnlich tiefen Tönen gut harmonieren.
- Die Oktave null von C0-C1 ist Sub Kontra, also noch darunter. Es ist möglich, dass hier auch schon das Gehör an Grenzen stößt, die es bei noch deutlich hörbaren Klängen sehr schwer machen einzelne Töne genau zu unterscheiden.
Ausgehend vom Mittleren C folge ich jetzt der rechten Hand aufwärts.
- Die Oktave vier von C4-C5 nenne ich oft einfach die ‹Mittlere Oktave›. Ihre Tonlage Alt bezeichnet dabei eine warme und sehr klare Frauenstimme. Das Wort kommt aus dem Latein und bedeutet 'hoch', es handelt sich also nicht um die tiefere Stimmlage älterer Menschen.
- Die Oktave fünf von C5-C6 darüber ist Mezzo. Eigentlich liegt hier die menschliche Stimmlage Sopran für eine sehr schillernde Frauen oder eine ausgebildete Kinderstimme. Auf einigen Instrumenten, auch dem Keyboard, werden aber Tonfolgen gerne aus dem Alt noch eine Oktave nach oben verschoben, damit sie sich klarer vom Bass abgrenzen lassen, und weil höhere Töne besser kombiniert, leichter gespielt und vielseitiger verwendet werden können. Das Wort mezzo bedeutet dazwischen, die Oktave wurde dazwischengeschoben.
- Die Oktave sechs von C6-C7 heißt hier dann Sopran, es hat sich durch das Intermezzo mit Instrumentaltönen alles auf dem Keyboard um eine Oktave nach oben verschoben. Eigentlich kann in dieser Tonlage kein erwachsener Mensch mehr ohne besondere Anstrengung singen, trotzdem, sopran heißt oben, wird diese Oktave nach der obersten Stimmlage besonders hell singender Menschen benannt.
- Die Oktave sieben von C7-C8 nenne ich Diskant, das ist die oberste Lage. Das lateinische Wort cantare heißt singen. Hier kann unmöglich noch gesungen werden, nurnoch schrille Pfiffe erreichen dieses Niveau. Diese Töne nähern sich auch zunehmend schon der oberen Wahrnehmungsgrenze, sie klingen immer kürzer aus und werden selbst bei sehr hartem Anschlag immer leiser. Sie können zwar weiterhin klar und deutlich unterschieden werden und lassen sich auf alle nur vorstellbaren Arten harmonisch kombinieren, doch werden sie bei ausreichender Lautstärke schnell unangenehm und irgendwann sogar schmerzhaft.
Das C8 ist Supra. Es führt nach Definition nicht in eine höhere Oktave sondern schließt den bekannten Klangraum aus symmetrischen Gründen oben ab. Es ist möglich auch im Suprabereich noch kunstvolle Musik zu gestalten, wirklich angenehme Klänge sind dann kaum noch wahrnehmbar. Besonders typisch ist der zauberhafte Klang einer Spieluhr meisterhafter Handwerkskunst zur Mitternacht. Das verzaubernde daran ist, dass viel mehr Töne, auch bisher undefinierte Zwischentöne, harmonisch miteinander klingen. Noten haben hier kaum eine Aussagekraft. Experimentelle Musik stellt gern mal vergleichbare Harmonien in besser hörbaren Bereichen vor, dort wirken sie auf mich aber eher schräg.