vegan

letztens haben wir in der wg mal wieder darüber geredet, wie ernst zu nehmen eigentlich die vegane bewegung ist (oder sein sollte), und ich muss sagen, ich bin immernoch unsicher, von welchem standpunkt aus ich das betrachten möchte.

na immerhin halte ich es für einen gewinn, dass dieses thema für mich ein begriff geworden zu sein scheint, was ich mir nicht selbst zuzuschreiben habe sondern der aufklärungsarbeit wirklich ernst zunehmender menschen, die mich ohne große worte davon überzeugen konnten, dass ein liebevoller umgang mit der welt doch sehr viel mehr verspricht als das gedankenlose niedermetzeln von lebewesen zu.. naja.. konsumzwecken.

bzw. das konsumieren.. etwas anderes machen wir ja nicht.

ich bin immernoch nicht fest davon überzeugt, dass es nötig ist auf tierische produkte konsequent zu verzichten, aber das sei mal dahingestellt, ich bin auch nicht fest davon überzeugt, dass es gut ist tiere auszunutzen. die tatsache dass ich aktiv darüber nachdenke, wie ich mich bestenfalls dem leben gegenüber verhalte, ist schon für mich persönlich ein enormer gewinn, denn ich erkenne inzwischen selbstverständlich dinge an, die vorher nichtmal vernebelte vorstellungen waren.

 

also ja.. ich finde die vegane bewegung war in dem einen punkt sehr erfolgreich, dass es überhaupt als diskutabel gilt ein veganes leben zu führen ohne gleich als sonderling abgestempelt zu werden, und es gibt tatsächlich konsumangebote auch schon in den einfachsten supermärkten, die entsprechende zielgruppen versorgen.. wollen, denn ernährung ist ja ein wichtiger punkt in diesem thema.

ich meine, ich kann mich aktiv daran erinnern, wie es einmal anders war und ein essen ohne fleisch war kartoffeln mit soße.

dazu muss ich auch noch sagen, dass ich erst seitdem ich über diese dinge nachdenke, wirklich wert darauf lege einigermaßen gesundheitsfördernde sachen zu essen, wenn das die umstände erlauben, und ich verbreitete gemüsesorten überhaupt erstmal als nahrung anerkenne.. ja teilweise sogar ihre namen weiß und die bevorzugten arten ihrer zubereitung. Ich bin erstaunt darüber, was wir alles essen können, wenn meine vorstellungskraft über das schnitzel mit pommes hinaus wagt sich den verzehr einer karotte oder gar von gurken und tomaten auszumalen.

 

was mich an der ganzen sache stört, und wie ich selber auch leider angefangen habe ist, dass es beim essen sehr oft schonwieder aufhört, und der umstand, dass sehr wahrscheinlich weniger tiere unnötig geschlachtet und allgemein tiere unter etwas geeigneteren bedingungen gehalten werden, wird überschattet von der realität einer industrie, die nicht nur den tieren nachhaltig schadet.

 

vegan ist eine lebensweise und beschränkt sich nicht nur auf die nahrung, und das macht es auch so schwer wirklich zu begreifen, dass wir als menschen noch einen sehr weiten weg vor uns haben, und dass es nichtmehr sicher ist, ob wir so noch irgendein erstrebenswertes ziel erreichen.

 

vom absoluten standpunkt aus betrachtet besteht das eigentliche ziel darin jedes tier ebenso wie den angesehensten menschen zu respektieren und zu achten.. das bedeutet natürlich außer sie nicht zu essen, einzusperren oder auszubeuten auch keine stiefel und jacken aus ihnen zu machen, sie nicht zu versklaven.. ihre lebensräume zu erhalten, ihnen persönlichkeitsrechte und demokratische mitbestimmung einzuräumen und für eine bessere verständigung ihre sprache zu lernen.. ernsthaft.

das erscheint natürlich absurd, und ich erinnere an afro oder lateinamerikaner, die auch heute noch in den usa unter mangelnder anerkennung ihrer würde zu leiden haben, so wie das wort neger inzwischen auch in sachsen wieder offiziell gebraucht wird, für menschen die aus dem kleinen land afrika stammen oder allgemein keine sachsen sind.

 

es geht also verdammt weit, und nicht selten wird der veganer der höchsten klasse als ein lichtwesen dargestellt, das kaum die fruchtbare und blühende erde berührt, sodass auch beim dahinschreiten keine kleinen käfer verletzt werden.

ein engel?

wir leben in einer grausamen welt.. unsere erde hat das herz eines drachen, pilze und pflanzen sowie tiere haben aus einer anderen perspektive kein weiteres ziel als sich selbst möglichst haltlos zu vermehren und alle anderen zu zerreißen, zu fressen und ihnen den garaus zumachen. dabei bleibt alles in einem empfindlichen gleichgewicht, und sobald nur ein glied der nahrungskette fehlt, bricht sofort ein ganzes ökosystem zusammen.

 

ja und.. kann das jetzt mein schnitzel mit pommes rechtfertigen.. bin ich besser wenn ich meine gummisohlen in die unberührte natur setze, an einen fluss oder see stampfe und dort fische fange?

 

ich kann all diese fragen nicht beantworten, ich habe nie in einer welt gelebt, die es zugelassen hätte, dass ich mich an all dem nicht schuldig machte, und ich werde in einer solchen welt nicht leben ohne gleichzeitig wieder auf anderen ebenen massiv irgendwas oder irgendwem zu schaden. ich kann uneingeschränkte tierrechte nicht anerkennen, ich muss in die natur eingreifen.. ja ich verheize braunkohle, verbrenne erdöl, ziehe atomstrom, bin angewiesen auf hochgiftige chemikalien, fresse bananen, brauche medizinische versorgung und kosmetische produkte auf der basis grausamster forschung an menschen und tierversuchen, ich schicke soldaten, schaue täglich pornos, die keine liebe zeigen und ergötze mich an kriegsspielen und anderer medialer gewalt. ich zehre plastik, fliege ins hotel der unterprivilegierten mittelklasse, mache dort nicht nur urlaub sonder führe mich auf als ein teil der herrenrasse.. ganz normal, ohne etwas zu hinterfragen, ich habe ein recht darauf und ich habe die mittel mir das zu bezahlen.

dafür arbeite ich hart und lebe selbst wie das vieh zwischen beton, asphalt und stacheldraht.

 

schau ich dann hoch an den glasfassaden, sehe ich wie sich die wolken darin spiegeln und dahinter sitzen, stehen und laufen die höheren sklaven.

 

wir können uns nur selbst befreien, indem wir anderen zu einem besseren leben verhelfen.. und das schaffen wir in allen lebensbereichen genauso wie mit unserer nahrung indem wir einfach mal darüber nachdenken, was wir wirklich brauchen, was wir uns wüschen und was uns von herzen glücklich macht.