ein jahr am neckar

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von der betonflucht zum kleinstadtpunk.. ein leben im iddylliischen kleinbürgerparadies am neckar, wo es kein bier aber doppelt soviele alkis gibt und die berühmte doppelmoral der spießer so grenzenlos ausartet, dass es mindestens zehnmal so viele opfer harter drogen zu geben scheint als in münchen, vergewaltigungen werden stillschweigend hingenommen und besoffen auto zufahren ist scheinbar völlig normal. es geht auch nicht anders, denn busse fahren hier nur zu gewöhnlichen arbeitszeiten, freizeitbusse oder der nachtexpress sind nicht vorhanden..
dieses bild soll nur den eindruck erwecken als wäre es aufregend hier zu leben, und aus irgend einem grund bin ich auch hier geblieben, gestrandet sozusagen.. alles ist teuer.. es ist eine der reichsten regionen europas, die menschen hier sagen sie schaffen und meinen damit ihren natürlichen fleiß, in wirklichkeit herrscht eine ausgeprägte fremdenfeindlichkeit und jeder assi mit harz iv wird heftigst stigmatisiert. eine wohnung zu finden wenn man kein geld hat grenzt an unmöglich und zuwanderer werden prinzipiell nur geduldet, solange sie als zahlende gäste gelten können indem sie hier studieren und möglichst an der akademie für künstler. ganz klar ist jedes bundesland das flüchtlinge aufnimmt und ärmere familien  unterstützt anstatt sie zu vertreiben dichter besiedelt und verschuldet aber es ist der mensch der unendlich wertvoller ist als bloßes geld.
warum ist es also so schön hier, dass ich so gerne bleibe.. ist es die heftige diskriminierung sogar der sich als linksautonom begreifenden gruppen gegenüber fremden, sind es die sieg rufe wenn in der nachbarschaft ne party steigt und freddy mercury als schwuchtel ausgerufen wird wenn aus der anlage ‚i want to breake free‘ erklingt, sind es die kunstis, die hier total engagiert sind und in ihrem blinden eifer alles geben.. vielleicht ist es einfach nur dickköpfigkeit und starrsinn.. wo wäre wohl ein punk dringender gebraucht als hier.. und naja eigentlich bezeichne ich mich als poet, die bürgerlichen sehen in mir den punk, der ich wohl irgendwo auch bin, die punks selbst nennen mich hippi, weil ich in ihren augen ein hippi bin, aber ich bin nicht irgend ein hippi.. die menschen haben mir im laufe der jahre viele namen gegeben, ich selbst weiß nicht wirklich wer oder was ich bin, ich weiß aber dass ich ich bin und wohl auch bleibe. tritus, das hab ich auf meine jacke geschrieben, das lateinische wort für punkrock, hippi hat hier jedenfalls noch niemand gesagt.
ich streife allein durch die strassen und spreche mit jedem, aber geh auf keine parties, verweigere bis heute den sex und finde es muss sich was ändern, damit hier irgendwas für mich zählt. mehr als nur das nackte überleben.

Ein Gedanke zu „ein jahr am neckar“

  1. nein.. also die normalen leute sind wirklich sehr freundlich hier und auch großzügig und entgegenkommend.. es stimmt auch nicht, dass es überhaupt kein bier gibt, bier gibt es erst ab 22h nichtmehr per landesgesetz außerhalb teurer kneipen und alle trinker saufen stattdessen schnaps, und genauso verhält es sich mit allem.. menschen sind eben menschen!

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