komposition

Was auch immer das bedeutet, ich hab eigentlich garkeine Ahnung von Musik, ich zerrede alles, zerlege es in Zahlen und Muster, erfinde versponnene Theorien und behaupte damit die volle Magie eines räumlichen Klanges zu erfassen.

Als ein Mensch, der von seinem Stand aus keinen Zugang zu wertvollen Informationen hatte, erfinde ich das Rad neu und komme mir wahnsinnig intelligent vor, dabei hat jeder Stein, der rollt, dieses Rätsel schon gelöst, bevor ich überhaupt anfangen konnte.. naja, ganz ehrlich: bevor ich jetz wieder anfange dumm rumzulabern, es geht eigentlich nur darum an diesen heißen Sommertagen etwas zu veröffentlichen, damit es so aussieht, als würde ich noch an diesem Thema arbeiten. In Wirklichkeit habe ich keinen neuen Beitrag, und reite immer wieder auf denselben Themen rum, weil ich einfach an einem Punkt angelangt bin, an dem ich mit meinen Ergebnissen der reinen Vernunft abschließend zufrieden bin, mit den Ergebnissen des reinen Herzens allerdings nicht, und deshalb vermag ich kaum mehr als jedes Kind, das gerade aus sich heraus mit irgendwas wie einem Gummiband Musik macht ohne sich zu fragen, ob es nun im wesentlichen etwas nachahmt oder eigene Erfahrungen sammelt.

Eine Komposition ist in meinem Sinne die Kunst etwas miteinander zu verbinden, und im Zusammenspiel neue Eindrucksmöglichkeiten zu erreichen. Es auf eine gemeinsame Grundlage zu stellen und darauf aufzubauen.

Und auf dieser Grundlage erzähle ich nichts neues, ich gebe dem ganzen nur einen anderen Namen. Letztendlich schaffe ich die Möglichkeit mithilfe von Mustern und Zahlen innerhalb bestimmter Grenzen alle regelmäßigen Spielarten denkbar zu machen und schaffe damit das Ende der Musik überhaupt, zumindest die Aussicht darauf den ganzen Zauber vollständig zu entwerten.

Was ist also das Prinzip dieser mechanischen Komposition, wie funktioniert der Automat.

Vereinfacht dargestellt, und es ist fast schon philosophisch das zu sagen, besteht immer eine gewisse Ausgewogenheit zwischen der Vielfalt, dem möglichen Tonumfang und der Freiheit bestimmte Klänge anzuschlagen ohne darauf achten zu müssen so genannte Fehler zu machen.

Ich hab das schon ganz am Anfang gesagt, als ich das Ziel hatte möglichst intuitiven Punkrock zu machen, was bedeutet den Tonumfang einzuschränken, dabei eine klar definierte Vielfalt möglicher Spielarten zu schaffen und das Fehlerpotential möglichst gering zu halten bzw. vollständig abzuschaffen.

Jetzt stellt sich als erstes die Frage, was als Fehler erkannt wird und wie sich fehlerfreie Spielarten definieren lassen. Eine Geschmacksfrage und damit nicht eindeutig zu beantworten.

Es fällt hier gerade besonders auf wie weit Theorie, Wunschdenken und die musikalische Praxis auseinanderklaffen.

Der erste Punkrockautomat war also eine einfache Pentatonik bzw. Hexatonik, der Umfang aller möglichen Kompositionen beschränkt sich rechnerisch auf die Anzahl diese fünf Töne bzw. sechs wie Farben oder unterschiedliche Gegenstände in verschiedener Reihenfolge anzuordnen. Was erst später klar war, ist der Umstand, dass in diesem Modell sieben Gegenstände verfügbar werden, die eine Stimme beliebig anordnen kann ohne dabei in einen inneren Konflikt zu geraten. Der Punkt der Beliebigkeit ist hier ein ganz wesentlicher, denn auf mehr oder weniger intelligente Art könnte der Tonumfang auch erweitert werden, es steigt aber damit das Fehlerpotential. Der dumme Automat beherrscht nur beliebige Spielarten.

Dieses Modell ging allerdings von der Annahme aus, dass alle verfügbaren Gegenstände gleichwertig sind, was sich im wirklichen Spiel als Irrtum herausgestellt hat, denn diese erste einfache Spielart hatte mit dem Umstand sofort zu handeln, dass die unterschiedlichen Gegenstände nicht alle gleich groß und schwer waren, und damit war der praktische Nutzen aller verfügbaren Möglichkeiten ganz klar hinterfragt. Es stellte sich heraus, dass einige Spielarten deutlich eingängiger sind als andere, eine Melodie aus großen Gegenständen stärker ins Gewicht fällt als eine, die auf die größeren verzichtet, und dass es nicht immer vorteilhaft sein muss sehr unterschiedlich große Gegenstände nebeneinander anzuordnen.

Das alles ist aber wieder nur eine Geschmacksfrage, bleibe ich also beim Automat.

Der Automat sieht sieben Gegenstände vor, die eine Stimme beliebig anordnen kann. Wenn nun zwei Stimmen diese Beliebigkeit aufrecht erhalten wollen, soll der Automat auf einen Gegenstand verzichten und also nun die Auswahl auf sechs Möglichkeiten reduzieren. Zwei Stimmen sollen also nun sechs Gegenstände beliebig anordnen dürfen, drei Stimmen hätten dieses Spiel mit nurnoch fünf unterschiedlichen Gegenständen zu machen.

Ob das ohne weitere Reglementierung oder Einschränkung funktioniert, ist eine Frage, die ich gerne mit einem klaren Ja beantworten würde, leider gibt es noch keine Antwort auf diese Frage.

Rein logisch wäre es zu sagen, dass sieben stimmen einen einzigen Gegenstand zur Verfügung haben, und das ist in jedem Fall konsonant, funktioniert also immer und für jede größere Anzahl. Praktisch anwendbar wäre das nur im rhytmischen Spiel, diese Frage ist ja bis jetzt noch garnicht geklärt und wird von mir auch nicht für mehr als ein natürliches Ereignis behandelt.

Physikalisch betrachtet gäbe es einen Grundton und eine entsprechende Anzahl Obertöne, ich sage mal die sieben oder acht ersten, die zu diesem einen Grundton beliebig hervorgehoben werden können. Das ist klar.
Wähle ich einen zweiten Grundton, stelle ich mir erstmal die Frage, in welcher Beziehung der zum ersten steht, ist er konsonant, so ändert sich garnichts, ist er harmonisch, wird sich der Tonumfang auf gemeinsame Harmonische beschränken, das wären allerdings sehr wahrscheinlich mehr als wenn die beiden Töne nur melodisch wären. Käme der zweite Grundton aus einem noch kürzeren Intervall der Obertonreihe ich nenn das mal subharmonisch oder wäre sogar dissonant, gäbe es mit Sicherheit nur zufällige Übereinstimmungen, und der Automat würde nicht fehlerfrei arbeiten.

Es ist also nicht ganz so einfach.

Bleibe ich beim gleichen Grundton, das bedeutet die erste und die zweite Stimme sind konsonant, so habe ich jeweils zwei harmonische Gegenstände, zwei melodische und zwei subharmonische, das macht insgesamt sieben Gegenstände zwischen zwei Konsonanten.

Nach welchem Muster kann ich diese Gegenstände kombinieren?

Das oben beschriebene Modell würde sagen, dass ich mit zwei Stimmen sechs von sieben Gegenständen beliebig kombinieren kann, es scheint mir aber nicht beliebig zu sein, welche Gegenstände ich auswähle, allerdings geht das Modell von gleichwertigen Gegenständen aus, was hier schlichtweg nicht zutrifft, ich werde also eher einen kleineren Gegenstand wegnehmen können. Jetzt sind aber immer zwei Gegenstände gleich groß benannt worden, die sich nur wenig voneinander unterscheiden. Würde ich die subharmonischen Gegenstände wegnehmen, würden fünf Töne übrig bleiben der konsonante, zwei harmonische und zwei melodische. Alle diese Gegenstände passen mit Sicherheit zum Grundton. Spielt die zweite Stimme den ersten harmonischen Ton, kann ich alle vorhandenen Gegenstände gleichzeitig verwenden, und auch einer der beiden subharmonischen Gegenstände würde passen, der andere aber nicht, es muss also ein bestimmter Gegenstand entfernt werden, dann ist die Spielart beliebig. Der Gegenstand den ich entfernen würde, wäre der kleinste, also der etwas kleinere der beiden subharmonischen. mit dem zweiten harmonischen Ton erhalte ich das gleiche Ergebnis. Mit den melodischen Tönen klingt das schon nichtmehr ganz so geil und mir ist nicht klar, ob der Fehler bei mir liegt oder im Konzept steckt.. Ich komme so richtig mit meinem Hirngespinst hier nicht weiter.

In der Harmonik ist die Anwendung des Automaten nach den physikalischen Eigenschaften der Klänge also nicht möglich bzw. es bedarf eines anderen Programmes im Automaten mit wenigen guten und sinnvollen Möglichkeiten, die aber wirklich brauchbar und leicht anwendbar wären.

Das Ergebnis ist nicht besonders überraschend, natürliche Erscheinungen sind mit logischen Mustern nur bedingt vereinbar.

Wie sieht es denn mit der Diatonik aus? Hier bildet mathematisch, philosophisches Denken das Grundmuster der Tonauswahl, ein logisches Konzept könnte hier viel eher Anwendung finden, da dem Anspruch nach die einzelnen Gegenstände zwar nicht exakt übereinstimmen aber viel gleichwertiger sind als im natürlichen System.

Das praktische Experiment fällt mir hier aber auch viel schwerer als in der Harmonik, weil es schon sehr viel Können und Hörempfinden fordert und die einzelnen Stimmen nicht einfach durch Gitarrensaiten repräsentiert werden können.. bestenfalls müssen mehrere Personen jeweils eine Stimme spielen, die das Muster der Diatonik beherrschen, und das müsste in einem Raum passieren, der akkustisch dazu geeignet ist. Es wird also bei philosophischen überlegungen bleiben, ein Computerprogramm entspricht zwar dem Automaten, kann mehrere Stimmen gleichzeitig wiedergeben und auch die Frequenzen sehr genau einhalten, ist für mich aber noch nicht representativ genug um irgendwas allgemein zu bestätigen, und meine Programmierkenntnisse reichen aus für sehr einfache Versuche, die wahrscheinlich zu einem ähnlichen Ergebnis führen als würde ich ein billiges Keyboard benutzen.

Die Frage ist halt, ob der feine Unterschied zwischen den einzelnen Tönen wie z.B. zwischen Fis und ges ausschlaggebend ist. Ich kann diese Frage jetzt nicht abschließend beantworten.

Wie kann ich mir diesen Automaten also nun mithilfe eines Keyboard oder einer chromatischen Gitarre vorstellen? Die Antwort darauf ist auch nicht neu.

Ich wähle aus einem Umfang von zwölf Tonstufen sieben aus. Die Gegenstände heißen prime, sekunde, terz, quarte, quinte, sexte und septime. Soweit ist das ja klar.
Wenn ich nun mit drei Stimmen spiele und wähle dafür fünf dieser Gegenstände aus, erhalte ich einundzwanzig verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Bei sieben klassischen Tonarten macht das 147 Grundmuster für entsprechende Melodien. Fünf Gegenstände kann ich wahrscheinlich auf 120 verschiedene Arten anordnen, das bedeutet der Automat spielt 17640 einzelne Melodien einstimmig, die sich wiederum auf sehr unterschiedliche Weise begleiten lassen. Ich vermute die rein logische Anzahl an Liedern beträgt über 50000, es ist relativ unsinnig zu probieren, ob die alle brauchbar sind, da Automaten ja keinen Geschmack haben, und die Rechnung ist eh Schwachsinn, weil ja die drei Stimmen nicht in jeder Variation den vollständigen gegebenen Tonumfang nutzen müssen, woraus wieder eine Unzahl an neuen Möglichkeiten entsteht. Ich würde also das Repartoire des Automaten nicht unerschöpflich nennen, aber doch schon relativ umfangreich.

Die alles entscheidende Frage, bevor ich diesen ganzen mist hier stümperhaft vorrechne ist ja, ob das Programm des Automaten wirklich funktioniert, danach würde ich mich fragen, ob das auch auf andere als die sieben klassischen Tonarten zutreffen würde.

Da solche Automaten allgemein nicht bekannt sind, scheint sich die Vermutung aufzudrängen, dass meine Theorie kompletter Unsinn ist und ich einfach nur aufgrund der Hitze irrsinnige Phantasievorstellungen habe.