FuFu3

Was das Wort FuFu bedeutet, ist mir eigentlich unklar, es meint in jedem Fall und allgemein etwas zu essen, etwas besonders reichhaltiges und hochwertiges aber alltagstaugliches. Ein Braten ist also kein FuFu, weil er bestimmten wohlhabenden Menschen vorbehalten ist, für andere etwas besonderes darstellt oder schlichtweg nicht in Frage kommt.
Die fünf Minuten Terrine ist also auch kein FuFu, weil sie erstens in der Regel eine minderwertige Nahrung darstellt und nicht unbedingt alltagstauglich bleibt, auch wenn einige unerfahrene oder von einem engen Takt getriebene Menschen das durchaus glauben und diesen Instantfraß als vollwertige Nahrung verwenden. Letzendlich ist die wahrscheinlich sogar gesünder als so manch andere Versuche, die ich auch oft gewagt habe, um irgendwie über die Runden zu kommen oder mit meinem Körper zu experimentieren.

Spaghetti mit Tomatensauce ist wohl als FuFu unserer Zeit bekannt, es lässt sich jedem gesunden Menschen auftischen und ist überall beliebt, es fehlt so ein bisschen die Alltagstauglichkeit, obwohl ich das auch schon jahrelang gemacht habe.

Bei uns wurden Spaghetti auch immer direkt aus dem Topf gegessen und nicht selten mit der Hand, weil eben einfach nicht genügend Besteck vorhanden war. Ganz entscheident für eine Freundschaft ist es für mich, ob ich es genießen kann mit einem Menschen gemeinsam zu essen, und besonders ob mehrere es schaffen Spaghetti aus dem Topf gleichzeitig mit bloßen Händen zu verschlingen, wie ein Clan hungriger Raubkatzen und sich dabei in vollem Maße sympatisch bleiben.

Etwas, das den meisten Menschen vollkommen unverständlich bleibt.

Es wäre vielleicht besser niedrigere Maßstäbe zu setzen, denn ich habe schon viele Pärchenopferpartner erlebt, die das nichtmal im Traum erreichen. Aber es bleibt entscheidend, das gemeinsame Essen, das gemeinsame Leben und der gemeinsame Schlaf sind nunmal die einfachen Dinge, die etwas echtes erst möglich machen.

Und weil das Entscheidende nunmal oft bei den einfachsten Dingen liegt, beginne ich nocheinmal mit dem Reis.

Reissorten gibt es ja unzählige, und ich hab selbst nur einen kleinen Teil dessen kennengelernt, was auf diesem Gebiet möglich ist. Ich bevorzuge selbst.. vll. auch einfach aus Unwissenheit den klebrigen Rundkornreis, den ich auch von vielen ostasiatischen Gerichten hier bei uns kenne. Parboiled Reis oder Kochbeutel finde ich ziemlich grausig, es sind ja auch Nahrungsmittel ok, aber wenn ich die Wahl habe, dann nehme ich schon etwas, das mir irgendwie wertvoller erscheint. Ein Sack von fünf bis zehn Kilo naturbelassener Reis will auch erstmal gegessen sein, bevor sich die Motten darüber hermachen, es ist also nicht so einfach die richtige Entscheidung zu treffen, vor allem, weil mich eher noch die Fünfundzwanzigkilosäcke anmachen. Ich kann es nur immer wieder sagen, und das sage ich deutlich und klar, es ist absolut unnötig so einen Sack voll mit Reis als Einzelperson zu verbrauchen, die Gemeinschaft steht hier absolut im Vordergrund. Ein Umstand, der vielen Deutschen sicherlich schwerfällt, die alles erstmal wiegen und werten wollen.

Ich sags mal so, einen Sack Reis zu kaufen wird wohl hier kaum jemanden ruinieren, und dann ist er halt da, und ich würde ihn lieber an meine Nachbarn frei verschenken als ihn mir mit den Motten zu teilen.

Jeder Mensch sollte sich angewöhnen ein Nahrungsmittel im Haus zu haben, von dem er jederzeit reichlich mit anderen Teilen kann ohne daran Not zu leiden, und das darf ruhig etwas einfaches sein, sollte aber auch einen gewissen Wert haben. Und ich meine damit ohne Reue Essen zu verschenken an irgendwen, einen Gast vielleicht, vielleicht aber auch einen Fremden.
Es gehört für viele Menschen einfach zur Selbstverständlichkeit.

Ja, viele denken immernoch es geht hier einfach um Reis, oder darum ein Kochrezept zu schreiben, es geht um eine Lebensart, die es zumindest zu verstehen gilt, denn ohne dieses Verständnis ist es unmöglich die Qualität des angebotenen Kochrezeptes zu erreichen. Die Kultur des Gerichtes spielt eine ebenso große Rolle wie alle übrigen Zutaten. Und nur wenn wir andere Kulturen begreifen, akzeptieren und verstehen, können wir erkennen, wie erbärmlich das Deutsche und Spießbürgerliche eigentlich und im Wesentlichen ist, und wir können uns darauf besinnen diese Erbärmlichkeit endlich abzulegen, damit sich wirklich niemand mehr für unsere westlichen Werte schämt.

Bohnen, Kartoffeln und Reis

Ich könnte ja auch mal einen Absatz über Sauerkraut schreiben, wie belebend es ist und vitaminreich, ich kann auch überhauptnicht verstehen, warum so viele Menschen Sauerkraut hassen, vielleicht weil es zum Sinnbild einer Lebensart geworden ist, die anständige Menschen schlichtweg verneinen, vielleicht aber auch weil wir dermaßen verwöhnt sind von Süßigkeiten, dass wir nicht begreifen, wie wertvoll allein die Möglichkeit ist auf das Wissen und den Erfahrungsschatz von so etwas wie Sauerkraut zuzugreifen. Captain James Cook hat den gesamten Pazifik bereist bis zu den eiskalten Polen, in einem hölzernen Segelschiff auf damals völlig unbekannten Gezeiten, und er hat nicht einen einzigen Mann verloren, der an Unterernährung oder Scorbut erkrankt und gestorben wäre, und das halte ich für eine beachtliche Leistung. Sein Geheimnis war das Sauerkraut, und obwohl es nötig war einzelne Mitglieder seiner Besatzung auszupeitschen, damit sie sich an das Nahrungsangebot an Bord gewöhnten, weil es wirklich niemandem schmecken wollte, hat er damit wohl das größte erreicht, was die Seefahrt jemals zu bieten hatte. Er hat alle gesund wieder nach Hause gebracht.

Es soll wohl am besten sein, wenn es zweimal behutsam aufgewärmt wurde.

Nun macht Sauerkraut nicht gerade die beste Stimmung, und die Besatzung der Endeavour würde sich lieber auspeitschen lassen als dieses Sauerkraut ein echtes FuFu zu nennen, wenn sie am Ende keine Untiefen und keine Meeresungeheuer mehr fürchten aber Captain Cooks erbärmliche Küche. Was ich nicht verstehe, es gab doch Fische, Seetang und Meeresfrüchte, es muss doch irgendwie auch möglich sein Meereswasser vll. durch Destillation und Remineralisierung zu Trinkwasser aufzubereiten. Kapitän Nemo hatte damit nicht das geringste Problem, obwohl der ja nur eine Figur aus dem Roman 20.000 meilen unter dem Meer ist. Professor Aronnax hat nichts entbehren müssen und nur seine erzkonservative Küche ja vergleichsweise primitiven Gewohnheiten vermisst, denn das Meer hatte alles zu bieten und noch vieles darüber hinaus, was das Herz begehrte. Warum mussten Seeleute zu dieser Zeit an unterernährung und vor allem an Vitamin C Mangel leiden, fauliges Wasser trinken und schimmliges Brot essen. Waren sie nicht in der Lage einen Fisch zu fangen – oder hatten sie dafür schlichtweg keine Zeit?

Wahrscheinlich hatte James Cook tatsächlich nur Sauerkraut und Trinkwasser geladen und ansonsten zahllose Treibnetze und Angelhaken. Kein Wunder, dass er die Matrosen zu seiner Ernährungsweise zwingen musste. Ein dickes, fettes Kohlenschiff voll mit Sauerkraut, einer kerngesunden Besatzung und unschätzbar wertvollen wissenschaftlichen Geräten zur Astronomie, Kartographie und Navigation. Ich würde ja lieber jeden Tag Sauerkraut essen Im tiefsten Pazifik als auf dem offenen atlantischen Ozean mit einer stolzen Galeone und fünfzig schweren Kanonen im sturm zu treiben, mit einer Besatzung von der grad die Hälfte überlebt und kaum ein einzelner gesund nach Hause zurückkommt.

Es soll ja auch traumhaft schön gewesen sein zu der Zeit auf Tahiti. Man sagt sie hätten honigsüße Früchte gegessen und wären äußerst Freizügig in der Liebe gewesen. naja, in den Augen eines protestantischen Christen ist es nicht schwer besonders freizügig zu erscheinen, besonders wenn er drei Jahre auf allerhöchster See war. Es muss auf die Männer wie das buchstäbliche Paradies gewirkt haben.

Alltagstaugliche Nahrung kann sich dem Empfinden von paradiesischen Zuständen schon stark nähern, was fehlt ist dann tatsächlich nurnoch die Liebe, und Liebe muss halt auch in der Nahrung stecken, ansonsten macht sie zwar satt, aber.. wie das Beispiel von James Cook bestätigt, schmeckt sie abscheulich und hat der Seele nichts zu bieten.

Aber genau hier beginnt unser Problem. Liebe hat in dieser Zeit kaum einen Wert, bestenfalls geht es um ausgelassenen Geschlechtsverkehr. Alles ist irgendwie nützlich, nichts wird einfach nur so gemacht, weil es schön ist, wenn es keinen Marktwert hat, und so leben die tiere, die unsere nahrung liefern in KZ ähnlichen Gulags und den Pflanzen geht es beim besten Willen auch nicht besser. Etwas, das erwachsen ist aus so unsäglichem Leid und eigentlich nur von Chemikalien und Abfällen ernährt wurde, kann nichts zu einem ausgeglichenen Seelenleben beitragen, und deshalb geht es auch so vielen Menschen schlecht, dass wir deren Zustand schon für gesund und normal halten.

irgendwo spüren wir es, tief in unserem Inneren, dass es falsch ist, aber wir können nichts dagegen tun, und vielleicht wollen wir es auch garnicht, weil wir uns nicht vorstellen können ein einfaches Leben zu leben, ein gesundes und glückliches leben, das wir aus unserer kranken und unglückliches Zuversicht heraus, aus unserer existenz am rande des scheußlichen Abgrundes, am stinkenden Rauchenden Loch eines vor zorn gerade berstenden Vulkanes, als ein leben in armut bezeichnen würden, voller entbehrungen und nicht lebenswert. Nicht ein Gott hat sich unserem sündigen Leben hingegeben sondern das Leben auf dieser Erde, es schaut gleichmütig zu, wie wir es zu tode martern und uns selbst damit verderben.

Was können wir also an nahrung finden ohne unsere seele mit dem Schmutz dieser Grausamkeit zu verderben. Garnichts sage ich, und das ist leider wahr.

FuFu soll aber etwas gutes sein, etwas das von herzen kommt, und das herz froh macht, etwas das nicht nur den körper stärkt sondern etwas von dem wir jeden Tag gesund leben können ohne uns dafür der schlimmsten Verbrechen schuldig zu machen.

also würde es auch nichts nützen in die unberührte natur zu trampeln um dort zu jagen, pilze und beeren zu pflücken und fische zu fangen, wir sind längst darüber hinaus, dass das noch gut wäre, wir würden das letzte bisschen leben auf diesem Planeten vernichten, das noch nicht vollkommen unter dem joch der zivilisation sich abplagt und von der sekunde seiner geburt bis in zum tod ununterbrochen leidet.

Reis hat noch einen besonderen Stellenwert, er besitzt eine gewisse Reinheit, da er meist nicht Maschinell angebaut werden kann, auch wenn er industriell vertrieben wird, auch wenn Menschen dafür hart arbeiten und kaum dafür angemessen entschädigt gar belohnt werden, reis kann nicht vollständig der industriellen eisenfaust entwachsen, er braucht ein minimum an pflege und liebe und wird angebaut mit einer gewissen natürlichen hingabe. Ich will hier kein verklärtes Bild zeichen und eigentlich auch keine Werbung machen. der reis ist einfach eine pflanze, die gern unter freundlichen bedingungen wächst, und wir haben das glück, dass menschen diese pflanze kultiviert haben, bevor uns das rattern der motoren den letzten verstand geraubt hat, wenn wir europäer zu der zeit, als der ottomotor erfunden wurde, überhaupt noch einen verstand hatten. Maschineller Anbau wird natürlich von den wahnsinnigen Industrienationen versucht, aber auch dafür müssen die jungen Pflanzen noch einmal von trockenem Boden in ein bewässertes Feld umgesetzt werden. Der Anbau von Weizen und Mais mithilfe von industriellen Methoden ist wesentlich leichter und die Produktionskette fängt beim Reis erst nach der Ernte an und ist von speziellen Konsumgütern abgesehen noch nicht sehr lang.

Jetzt werdet ihr verstehen, warum ich am liebsten gleich fünfzigkilosäcke kaufen würde, wenn das einen sinn machte, und ich würde lieber die hälfte davon verschenken als einen kochbeutel ins wasser zu werfen, und das obwohl ich selbst nur das beglaubigte minimum an Geldmitteln für eine angemessene existenz in Mitteleuropa zur verfügung habe.
Ich muss auch echt sagen, ich hab reis immer eher vermieden, bin davon nie satt geworden und hab mich sogar richtig unwohl gefühlt, bis ich angefangen habe große mengen in Säcken zu kaufen und den mist von parboiled bis kochbeutel und handlicher plastikverpackung zu ignorieren.

ich betrachte reis als etwas besonderes und äußerst wertvolles, auch wenn er für viele menschen die primitivste nahrung darstellt und kaum den wert des goldes hat, aber von reis kann man leben von gold so direkt nicht. Zudem ist der Reis in Europa eigentlich ein ausgesprochenes Luxusgut. Auch durch die Klimaveränderung drohen in den typischen Anbaugebieten immernoch Hungersnöte, während wir dieses Getreide verhältnismäßig billig und in unbegrenzten Mengen einkaufen, bleibt es für einen Großteil der Weltbevölkerung die einzige verlässliche Nahrungsquelle.

jetzt ist es aber so, dass reis allein tatsächlich immernoch nicht satt macht, er ist tatsächlich nur eine gesunde nahrungsergänzung und beilage, die menschen, die reis als hauptnahrungsmittel verzehren, müssen sehr oft unter mangelerscheinungen leiden, denn so wertvoll dieses getreide auch ist, es kommt nicht ohne eine gewisse ausgewogenheit aus mit gemüse, früchten und Gewürzen, auch Fisch oder Fleisch. Oft reicht nur ein spritzer sojasauce um das ganze zu einer etwas vollwertigeren mahlzeit zu machen, aber was der mangel an diesem nahrungsmittel zu sein scheint ist gleichzeitig sein glanzvoller vorteil, denn der mensch braucht eine relativ abwechslungsreiche ernährung, auch wenn das nicht eine so enorme vielfalt, wie sie unsere supermärkte bieten, nötig macht und nur im entferntesten meint. menschen können von einer relativ gleichbleibenden nahrung leben, es müssen aber mehrere einzelne nahrungsmittel sein, die sich gegenseitig ergänzen und in zyklen wechseln am besten eingebunden in den kreislauf der jahreszeiten und den wechsel körperlicher Bedürfnisse je nach Lebenssituation und Aktivität, denn auch das sollte entsprechend natürlicher Zyklen verlaufen und nicht so mechanisch getaktet sein, wie in unserer zeit.

der körper kann nicht alle nahrungsmittel gleichzeitig verarbeiten, und er wechselt seine zyklen auch nicht von tag zu tag, so bedarf er in einer zeit besonders einer bestimmten nahrung, je nachdem, was gerade am leichtesten verfügbar ist, und in einer folgenden zeit etwas vollkommen anderem. der tägliche wechsel ist da genausowenig sinnvoll wie eine dauerhaft einseitige kost.

Es bringt auch nichts ständig alle möglichen nahrungsergänzungsmittel in form von pillen zu sich zu nehmen, mache mineralien, vitamine und spurenelemente behindern sich gegenseitig bei der aufnahme und schließen sich so aus einer dauerhaft gleichbleibenden ernährung aus. Sie können erst dann wieder sinnvoll mit der nahrung aufgenommen werden, wenn der Stoffwechsel des anderen vollständig abgeschlossen ist. Der Appetit regelt die nachfrage, es ist nötig das Gedächtnis auf alle verfügbaren Möglichkeiten durch aktualisierende Appetithäppchen hinzuweisen und abzuwarten, was gebraucht wird. Im Folgenden ist nicht selten die Aufnahme bestimmter Stoffe über mehrere Tage gleichbleibend, oder eine kurze Fressattacke stoppt den Bedarf für mehrere Monate.

Zu dieser erkenntnis verhilft der Reis, da er ohne wechselnde natürliche ergänzung kaum einen Nährwert hat und sehr viele Möglichkeiten zur Kombination bietet, sodass er in vielen Kulturen zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln gehört, und er bleibt auch selbst keine konstante, sein Sortenreichtum gleicht auch das ein wenig aus.