Saiten

Jo.. man sieht auf dem bild nich viel mehr als eine speckige geige und eine pfanne nudeln, ob das ironie zeigen soll, weiß ich nicht.

ich hab mich also für darmsaiten entschieden, vorerst komplett, womit ich schon sehr zufrieden bin, obwohl meine stimmlage jetzt noch tiefer wird, weil das zarte material kann einfach keine allzu hohe spannung halten.

komplett ist aber auch übertrieben, weil eine saite, die profunda, besteht überwiegend aus metall – rund umsponnen. das könnte schon fast eine c saite sein, ohne große frage, ich hab sie über die kurze mensur auf d gestimmt, obwohl sie als starke g saite ausgezeichnet wurde und für ein a’421Hz gelten sollte – nach barocker art also fast ges auf der modernen violine. die erste saite ist zunächst auch etwas stärker – kommt trocken und kalt nicht über ein h‘ hinaus ohne schaden zu nehmen, und ich finde eine so schwere, tiefe vierte saite geil.

ich bin in der quintenstimmung geblieben, schaffe aber noch nicht ganz vier oktaven vom d bis zum a“` in g lydisch also syntonisch mit zwei kreuzen wie d dur – h moll bzw. d lydisch mit drei kreuzen alias arsch dur – schiss moll auf darm: „gaudiorum omnes“ was rein geht, muss auch wieder raus!

klar gibt es auch darmsaiten für moderne klassik, aber die sind gewöhnlich alle flach mit metall umsponnen, unbezahlbar und kommen ohne eine erste saite aus stahl kaum aus. die nackten barocken saiten haben doppelte länge, das heißt ich könnte sie auf allen mensuren verwenden, darf dabei umfangreiche schlaufen machen, den abschnitt mit für mich besten eigenschaften wählen oder zu anfang zwei saiten für violine draus machen, die für eine einfache aufhängung am knoten locker eine reichliche länge haben.

solange ich noch nicht genau weiß, wie sich die saiten spielen lassen, wie und wann sie kaputt gehen, habe ich noch einen ersarz, was ich recht anständig finde, weil bei naturprodukten kann niemand sicher sein eine gleichbleibende qualität anzubieten. barocke instrumente haben nunmal keine genormten eigenschaften. diese saiten sind ebenso geeignet für eine bratsche. das macht allerdings die violine wieder einfach, billig und genügsam.

ich hätte also nichts gegen eine tatsächlich komplette besaitung aus darm, warum ausgerechnet die profunda aus „heavy metal“ sein soll – und nicht zu wenig, lässt sich leicht sagen, ich steh drauf, sie wird wohl auch am längsten halten.

.. und ich kann damit zusätzliche ironie zeigen, was das foto eigentlich vermitteln sollte, denn für gewöhnlich befindet sich bei der besseren violine die einzige saite aus reinem metall auf der eins und nicht auf der vier, ist die dünnste und nicht die dickste saite, zumal es kaum eine alternative zu stahl auf der ersten saite gibt ausgenommen reiner seide und unfassbar zartem schafdarm, was praktisch kein normaler mensch kauft.

ich bin also wieder in der stimmlage einer viola auf der billigsten und nach klassischen maßstäben schlechtesten violine – aus so weichem holz, dass alle modernen mittel wie die hohe stimmlage und stramme saiten dieses instrument auf dauer kaputt machen würden. der barocke stil scheint mir dafür sehr gut zu passen.

ob ich nicht gleich wieder bratsche spiele?

solange meine finger noch ein bisschen zu steif sind, brauch ich mir sowas garnicht zu überlegen, außerdem wohn ich immernoch im asylantenheim und brauch auch garnicht daran zu denken etwas sensibles von hohem wert unter meinen kopf zu legen. nicht wegen der meist sehr anständigen asylbewerber bzw. ausländer sondern wegen der einheimischen bewohner einer solchen unterkunft. wohl als erstes beispiel der charaktere im schweinefresserland.. ich schäme mich!

diese geige mit zerbrochenem und notdürftig repariertem bogen, mit einer metallsaite auf der falschen seite, mit kratzern im lack auf der sperrholzdecke dürfte trotz meiner verhältnismäßig anspruchsvollen naturdarmbesaitung kaum mehr als ein kopfschütteln hervorbringen, da diese edlen saiten überwiegend aussehen wie plastik und beim ersten aufziehen für andere sofort wertlos werden wie ein fahrschein beim schaffner.

noch ein kommentar zu gewissen internetforen, in denen es heißt du sollst deine saiten mit speiseöl behandeln. ich würde das sein lassen, weil solche anwandlungen sowohl leder als auch darm ruinieren und holz stumpf machen. ein gutes lederfett oder bienenwachs wäre also angemessener oder gleich jojoba aus einer teuren hautcreme, was ein flüssigwachs ist und kein öl.

wenn früher vielleicht olivenöl genommen wurde, dann nur weil in italien zu der zeit nichts anderes zur verfügung stand und darmsaiten wie pferdehaar sowieso das einzige, was es gab. wie gesagt ist die entwicklung da ein bisschen hängen geblieben, weil musik nicht den stellenwert hat wie atombomben, überwachungssateliten und künstlich intelligente dronen mit laserpistolen. im vergleich kämpften menschen auf der stufe einer violine noch zu pferde mit dem inzwischen rostfreien säbel anstatt in orbitalen raumschiffen.

warum eine violine weniger die wissenschaft faszinierte als eine atombombe ist wirklich schwer zu beantworten. es liegt wohl daran, dass akkustik ein überaus kompliziertes und sesibles phänomen ist, während eine atombompe einfach nur möglichst laut BUMM macht.

ich würde also kein olivenöl empfehlen, das zu einem großen teil die so genannte ölsäure enthält, ich hoffe es lässt sich denken, was ölsäure ungefähr so anrichtet.. mit der zeit. ob sich in dieser zeit eine saite nicht sowieso runterspielt ist eine frage entsprechend der fahrkarte.

es heißt allgemein auch in fachkreisen gelte ein säurefreies öl, das nicht verharzt. gut, ok – das gibt es nur synthetisch.

den gedanken mit lederfett führe ich nicht fort, weil sich das mit dem bogen nicht verträgt, überhaupt wer ölt denn etwas, das in kontakt kommt mit kolophonium – als eine widersinnige frage!

ich probiere es jetzt mit so genanntem weißöl, mit dem ich auch meine kugellager schmiere, schürfwunden desinfiziere, ölfarben abwasche, leder pflege und fußpilz bekämfe.

etwa etwas leicht verfügbares.

weißöl ist tatsächlich ein flüssiges wachs (paraffin) und hat daher null eigenschaften von herkömmlichem öl. es ist zwar ein gutes lösungsmittel aber 100% säurefrei, es verharzt nicht und scheint auch nicht zu trocknen, allerdings verdunstet es angeblich mit der zeit! dabei ist es freundlich gegenüber natürlicher feuchtigkeit, schützt trotzdem vor wasser und verhindert rost. es greift gummi nicht allzu hart an und ist relitiv neutral zu urethan.

der vorteil an medizinisch verwendbarem weißöl ist, dass es zwar auch kolophonium löst und abwäscht, aber den bogen nicht verschmiert, sodass von diesem flüssigen wachs sogar tropfend nasse saiten locker spielbar bleiben, die saiten greifen sogar fester.

ich hab das leichtsinnigerweise ausprobiert.

hmm ja.. das nackte holz kann diese behandlung allerdings in seinen besten klanheigenschaften nicht so gut vertragen, weil es nichtmal irgendwann wenigstens hart wird und jede faser porentief einweicht – niemand weiß, wann und wie es verdunstet.

es soll auch nicht nur harzreste und öl sondern auch besonders gut lack entfernen können.. es hat halt alles so sein für und wider. ich nehme an acryl und pu lacke sind de relativ resistent, kunstharzlacke lösen sich definitiv ab.

das charakteristisch unbedeutende wertmindernde nach spießermaßstäben stammt auf jeden fall nicht von einer übertriebenen oder zerstörerischen pflege.

das teil soll gut spielbar sein, für mich cool aussehen und gut klingen aber bloß nicht etwa edel oder gar irgendwie wertvoll wirken – am besten niemand sonst will es überhaupt anfassen.